LiebesLeben: Beziehungen im Kapitalismus – Was kostet mich deine Liebe?
Denn genau wie im Kapitalismus jedes Produkt so angefertigt wird, dass es nach Ablauf der Garantie nicht mehr so funktioniert wie anfangs, sind auch Menschen nach zwei Jahren Beziehung tendenziell nicht mehr so frisch verliebt wie zu Beginn. So wird der Kreislauf aufrechterhalten und Konsument*innen werden dazu bewegt, immer wieder ein neues, vermeintlich perfektes Produkt zu kaufen – oder sich eben eine neue, vermeintlich perfekte Person zu suchen.
Aber es wäre zu einfach, die Verantwortung für die Unersättlichkeit der Generation beziehungsunfähig einfach auf eine Wirtschaftsordnung abzuwälzen. Schuld tragen natürlich – wie könnte es anders sein? – unsere Eltern. Und zwar diejenigen unter ihnen, die ihren Kindern nicht nur gelegentlich ein Pack Pokémon Karten spendiert haben, sondern auf deren Quengeln hin so viele Packs kauften, dass die lieben Kinder irgendwann auch die letzte seltene Karte ihr Eigen nennen konnten und Besitzer einer stolzen Sammlung waren.
Und Schuld tragen wir selbst, die dumm genug sind, auf das hereinzufallen, was Bilder auf Instagram oder Personenbeschreibungen auf Dating-Apps versprechen. Dumm genug, der Masche einer Industrie zum Opfer zu fallen, die ganz genau um die menschliche Gier und den unstillbaren Durst nach mehr weiß.
Wir sind einerseits ein Produkt unserer Umwelt, aber andererseits kann unsere Umwelt nur auf diese Weise beschaffen sein, weil wir sind, wie wir sind. Vielleicht wird es also Zeit, unsere Vorstellungen zu ändern – und mit ihnen die Erwartung, dass Liebe perfekt sein muss und wir zu jedem Zeitpunkt mindestens genauso viel zurückbekommen müssen, wie wir geben.
Denn Liebe ist kein Produkt und auch keine Transaktion – sondern ein Gefühl.
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Bildquelle: Karsten Winegeart on Unsplash; CC0-Lizenz