Plakat mit der Aufschrift: You'll die of old age, we'll die of climate change. Bild: Pexels

LiebesLeben: Stimmungskiller Politik

Aber selbst für den Fall, dass man einfach ein Otto Normalverbraucher ist, der in jeglicher Hinsicht der Mehrheitsgesellschaft angehört und sich gehaltstechnisch in der oberen Mittelschicht verorten kann, frage ich mich: Wie kann man unpolitisch sein? Denn vielleicht ist man selbst nicht akut von politischen Entscheidungen betroffen, aber jedem sollte doch klar sein, dass Millionen andere Menschen, die weniger gut dastehen als man selbst, es sehr wohl sind.

Ich reagiere allergisch auf Leute, die sich darüber lustig machen, wenn man sich in eine politische Diskussion hineinsteigert. Denn aus besagten Gründen finde ich, dass es absolut berechtigt ist, bei bedeutsamen Themen emotional zu diskutieren. Schließlich liegt mir doch etwas an unser aller Zukunft. Also ja: Politik ist emotional und birgt ein riesiges Potenzial, Beziehungen zu spalten.

Die Frage ist nur: Sollten wir ihr wirklich diese Macht einräumen? Denn eigentlich will doch niemand, dass ehemalige Freund*innen kein Wort mehr miteinander sprechen, weil sie unterschiedliche politische Ansichten haben. Eigentlich möchte doch niemand den Kontakt zu seiner Familie abbrechen.

Andererseits ist es aber wirklich schwierig, damit umzugehen, wenn die politische Einstellung eines nahestehenden Menschen sich (auch) gegen die eigene Person richtet. Es ist nicht einfach, mit jemandem zu reden, der Teil einer völlig anderen Bubble ist. Aber wir dürfen es trotzdem nicht aufgeben. Niemand hat gesagt, dass es leicht wird. Und von vornherein jede Person zu verurteilen, die nicht unsere Meinung vertritt, ist das demokratiefeindlichste Verhalten, das wir an den Tag legen können.

Es steht außer Frage, dass Politik unsere zwischenmenschlichen Beziehungen und unsere Gesellschaft spaltet – aber wir dürfen nicht zulassen, dass wir als Ganzes daran zerbrechen.

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Bildquelle: Markus Spiske on Pexels; CC0-Lizenz