Links- und rechtsextrem sind gleich schlimm? Bild: Pexels

„Links und rechts sind gleich schlimm!“ – Wie du Onkel Ralf vom Gegenteil überzeugst

Von Linksextremist*innen wird dann oft angemerkt, dass der Zweck die Mittel heilige, und dass es natürlich nicht beabsichtigt sei, den Falschen zu schaden – aber dass Kollateralschäden eben in Kauf genommen werden müssen, um das Ziel zu erreichen. Aber heiligt der Zweck wirklich die Mittel? Natürlich gibt es „bessere“ und „schlechtere“ Gewalt – aber ist sie je gerechtfertigt, wenn es sich nicht um Notwehr oder Zivilcourage handelt?

Außerdem verachtet die linksextreme Ideologie ebenso wie die rechtsextreme bestimmte Personengruppen, und ist darum auch nicht frei von Gewalt gegen Menschen. Das spiegelt sich auch im Verfassungsschutzbericht wider. Während es 2020 zwei versuchte Tötungsdelikte mit rechtsextremistischem Hintergrund gab, sind hier fünf versuchte Tötungsdelikte mit linksextremistischem Hintergrund vermerkt. Dreimal wurde versucht, Polizist*innen töten, zweimal Rechtsextremist*innen. Mit dem scheinheiligen Argument, dass ihre Gewalt sich nie ernsthaft gegen andere Menschen richte, machen Linksextreme es sich also ziemlich leicht – denn das stimmt schlichtweg nicht.

Trotzdem sollte nicht vergessen werden, dass Linksextremismus und Rechtsextremismus zwar zu Gewalt greifen; dass das, wogegen sie im Kern kämpfen, aber völlig unterschiedlich ist.

Linksextremismus richtet sich im Kern gegen das System – gegen die strukturelle Diskriminierung bestimmter Personengruppen, gegen Polizeigewalt, gegen Ungleichverteilung von Vermögen, gegen eine Übermacht des Staates, gegen den Kapitalismus. Wenn sich linke Gewalt gegen Menschen richtet, dann nur, weil diese Menschen das System verkörpern, das bekämpft werden soll. Polizist*innen und Soldat*innen verkörpern den Staat mit all seinen diskriminierenden Strukturen, mächtige Unternehmer*innen verkörpern den Kapitalismus.

Rechte Gewalt richtet sich nicht gegen Menschen, die für ein bestimmtes System stehen, sondern für eine bestimmte Herkunft, eine bestimmte Ethnie, einen bestimmten Glauben. Rechtsextremismus ist der Hass auf das Fremde.

Linke Ideologien streben im Kern den Schutz von Schwächeren und die Gleichbehandlung von Minderheiten an – rechte Ideologien ihre Bekämpfung und Verfolgung.

Vor allem aber sollte nicht vergessen werden, dass der Linksextremismus, von dem wir hier sprechen, ganz weit weg von dem ist, was in unserer politischen Realität tatsächlich eine Bühne findet. Denn die Bestrebungen linker Parteien im Bundestag gehen zwar weiter, beinhalten mehr Reformen als die Vorstellungen von FDP oder CDU, aber sie befinden sich absolut im Rahmen unserer Verfassung. Und mal ehrlich – ist es wirklich etwas Schlechtes, Forderungen zu stellen, die weiter vom Status Quo abweichen als die Forderungen der Parteien, die sich der Mitte zugehörig fühlen? Ist es etwas Schlechtes, sich für faire Löhne, bezahlbare Mieten, Klimagerechtigkeit und gegen Diskriminierung einzusetzen?

Irgendwo in Deutschland sitzen gerade ein Papa Achim und ein Onkel Ralf am Tisch und feiern sich dafür, dass sie als vernunftbegabte Wesen zur Mitte gehören – und naja, in vielen Hinsichten ist es wahrscheinlich wirklich nicht schlecht, ein Teil dieser zu sein. Nicht umsonst existiert schließlich auch die Redewendung der goldenen Mitte.

Aber das politische Spektrum zwischen Links und Rechts ist sicher kein Paradebeispiel für Situationen, in denen es am besten ist, sich mittig einzuordnen. Linke kämpfen für Menschenrechte. Rechte kämpfen dagegen.

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Bildquelle: cottonbro von Pexels; CC0-Lizenz