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Blüht uns bald „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ auf Netflix?

Richtig gelesen! Am 24.5.2017 trafen sich in Brüssel die europäischen Medienministerinnen und befassten sich mit den Kernfragen der europäischen Zukunft. Ganz wichtig für Europa ist dabei natürlich, dass Streaming-Anbieter wie Netflix oder Amazon die Quoten für die Ausstrahlung europäischer Inhalte einhalten. 30 Prozent der Produktionen bei den Streaming-Anbietern unseres Vertrauens müssten demzufolge bald aus europäischen Serien und Filmen bestehen. Na Mahlzeit! Und wir dachten immer, die EU hätte tatsächlich echte Probleme.

 

Erstmal tief durchatmen

 

Kennst du eine gute deutsche Fernsehserie? Also eine richtig gute? Nein? Ich auch nicht. Wenn ich an Deutschland und meinen Fernseher denke, fällt mir erstmal eigentlich nur Tatort, der Bergdoktor und Matthias Schweighöfer ein. Nichts davon möchte ich im Fernsehen sehen und die EU will mich jetzt dazu zwingen? Um das Kulturgut Film zu schützen, sei eine Quote laut der EU-Medienministerinnen notwendig. Um das eine zu fördern aus Konsequenz das andere einzuschränken, hat bisher ja auch immer ganz hervorragend geklappt. Das sahen bei dem Ministertreffen in Brüssel übrigens auch andere Mitgliedsstaaten so: Großbritannien, die Niederlande, Dänemark, Finnland und Luxemburg sprachen sich gegen den Vorschlag aus, konnten sich damit jedoch nicht durchsetzen.

 

Und warum der ganze Scheiß?

 

Die bisherigen Bestimmungen für audiovisuelle Medien sind älter als ich. Sie wurden in den 80er Jahren für das klassische Fernsehen beschlossen und sind in Zeiten von Netflix, Amazon und Co. so nutzlos wie Donald Trump als Präsident. Quoten für das Fernsehen sind deshalb eigentlich nichts Neues: 50 Prozent der im TV ausgestrahlten Inhalte müssen schon, seit wir Peter Lustig beim Buddeln zugesehen haben, europäisch sein. Berichten zufolge soll der Ursprung des Horrorszenarios auf den Vorschlag zur „Bewahrung kultureller Vielfalt“ zurückzuführen seien. Netflix, der alte Bösewicht, macht Kultur mit „House of Cards“ nämlich rücksichtslos kaputt. Das kann sich die EU einfach nicht gefallen lassen! Die will dann lieber selbst Filme und Serien machen. Stoff zum Verfilmen hat sie ja genug: aus Brexit, Flüchtlingen, der AfD und einem unfertigen Flughafen lässt sich bestimmt der nächste Serienknaller zaubern. Solche Geschichten schreibt eben nur die EU.

 

Die Hoffnung stirbt zuletzt

 

Die Quote soll mehr Geld für europäische Produktionen bereitstellen und somit das Kulturgut Film fördern. In anderen Teilen Europas gibt es schon länger Quoten: Tschechien geht mit 10 Prozent, Spanien mit 30 Prozent und Frankreich sogar mit 60 Prozent an den Start. Deutschland hatte bisher keine Quote. Dank der EU wird das voraussichtlich bald Geschichte sein. Gott sei Dank läuft die EU ja bekanntlich nicht wie ein Uhrwerk, sondern eher wie eine gesprungene Schallplatte. In Kernfragen zum Vorschlag ist sich die Mehrheit der Ministerinnen zwar einig geworden, was eine endgültige Einigung im Herbst dieses Jahres theoretisch möglich machen würde, aber wir wissen ja, wie das bei der EU so ist… meistens kommt was dazwischen.