Models warten vor einer Fashion Show. Bild. Unsplash

Fütterer is(s)t anders: Seide – Tiere und Umwelt leiden für unsere Eleganz

Durch die hohe Nachfrage der letzten Jahrzehnte wurde die Raupenzucht intensiviert. China ist weltweit der größte Produzent für Seide. Für die wirtschaftliche Nutzung von Seide wurde die Seidenraupe dort domestiziert. Man könnte auch sagen: Sie wurden verzüchtet. Die aus der Züchtung entstandenen Maulbeerspinner können nämlich nicht mehr fliegen. Die jahrelange Züchtung hat dazu geführt, dass die Tiere in der Natur nicht mehr überleben könnten.

Umweltsünde statt Eleganz

Abgesehen von den Auswirkungen auf die Tiere hat Seide ähnlich wie Leder auch einen großen Impact auf die Umwelt und eine hohe Ressourcenverschwendung zur Folge.

Für einen weichen Flauschpulli werden nämlich nicht nur ein paar Seidenkokons gebraucht: Für 250 Gramm Seide wird rund ein Kilogramm an Kokons benötigt – das entspricht 3.000 Tieren. Als Futtermittel der Tiere werden Maulbeerbäume angebaut, die vielerorts mit schädlichen Pestiziden behandelt werden. Über 25 Maulbeerbäume werden als Nahrung für die Raupen gebraucht, um drei Kilogramm Seide zu gewinnen (Quelle: seide.info)

Die Folge: Monokulturen und das Sterben von anderen Insekten, die ebenfalls Maulbeerblätter fressen würden.

Tierfreundliche Alternativen

Alle, die nicht auf weiche Kleidung mit seidenem Glanz verzichten wollen, finden mittlerweile tierleidfreie Alternativen.

Die sogenannte Ahimsa-Seide verzichtet bei der Produktion auf das Töten der Larven und wird unter strengen ökologischen und sozialen Standards in Indien hergestellt. Ahimsa kommt aus dem Sanskrit und bedeutet Gewaltlosigkeit. Bei der Produktion der Seide werden kleine Schlupflöcher in die Seidenkokons eingearbeitet, sodass die Tiere ihren Kokon nicht zu zerbeißen brauchen, bevor sie schlüpfen. Das gibt den Tieren die Zeit, sich zu verwandeln. Die Metamorphose der Seidenraupe zum Schmetterling wird also nicht unterbrochen. Da die Produktion und Gewinnung aufwändiger sind, ist auch der Preis für Bio-Seide höher. 

Raupen und Kokons. Bild: Quang Nguyen Vinh von Pexels

Auch in der Pflanzenwelt lassen sich gute Alternativen finden. Aus Rayon (Bambusfasern) oder Soja lässt sich ebenfalls ein feines, seidenähnliches Textil herstellen. Agavenseide wird aus eingeweichten Agavenblättern gewonnen und per Hand verwebt. Auch Cupro, ein Abfallprodukt der Baumwoll-Herstellung mit denselben Eigenschaften wie Seide, ist eine Option.

Vor dem Kauf am besten immer das Etikett checken und prüfen, welche Textilien bei der Produktion verwendet wurden. Tierische Seide muss als solche deklariert werden.

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Bildquelle: Flaunter on Unsplash; CC0-Lizenz