Poop Shaming – Wenn das stille Örtchen nur zuhause sein darf

„Was, wenn man eigentlich muss, aber nicht kann?“: Aufs Klo müssen wir ja alle – Männer und Frauen – und das mehrmals am Tag, auch fürs große Geschäft. Trotzdem versuchen wir, diese Tatsache zu verdrängen, was teils fatale Folgen für die Gesundheit haben kann.

Unter dem Begriff „Poop Shaming“ versteht man die Angst davor, in potenzieller Hörweite anderer Menschen zu defäkieren: Daraufhin kann sich dann auch eine physische Blockade bilden, die es vollkommen unmöglich macht, sich außerhalb des eigenen Zuhauses zu erleichtern. Das kann sogar so weit gehen, dass betroffene Menschen sich nicht zu weit von ihrem Eigenheim entfernen wollen – aus Angst, während ihrer Abwesenheit die Toilette aufsuchen zu müssen.

Eine ziemlich beschissene Phobie

Dieses Phänomen ist also nichts, was man auf die leichte Schulter nehmen sollte, egal wie irrwitzig es auch klingen mag. Von Poop Shaming am häufigsten betroffen sind übrigens Frauen, bei ihnen treffen nämlich der ohnehin unangenehme und meist unausgesprochene Toilettengang und Sexismus aufeinander: Denn ja, auch im Jahr 2022 scheint es tatsächlich immer noch Menschen zu geben, für die Frausein und scheißen nicht zusammenpassen – da frage ich mich ja eher, wieso es ausgerechnet „männlich“ sein soll, mal so richtig schön einen abzuseilen.

Das soll jetzt aber gar nicht heißen, dass nicht auch Männer unter Poop Shaming leiden: Der Tatsache, dass man immer noch schnell zur Witzfigur des Büros wird, wenn man ins Firmenklo geschissen hat, können auch sie zum Opfer fallen. Dadurch, dass Frauen jedoch überproportional häufig von Poop Shaming betroffen sind, leiden sie auch häufiger unter den gesundheitlichen Beschwerden, die diese Phobie mit sich bringt – darunter das Reizdarmsyndrom und weitere Darmerkrankungen, die die Lebensqualität nachhaltig beeinträchtigen.

Fazit: Scheiß drauf!

Biologische Notwendigkeiten an Geschlechterrollen zu knüpfen oder zu verpönen, gehört mitunter zu den dämlichsten Sachen, die der Mensch je hervorgebracht hat: Es kann einfach nicht sein, dass sich Menschen nach wie vor für natürliche Körperfunktionen schämen müssen. Das gilt ganz besonders dann, wenn die Alternative gesundheitsschädlich ist. Wenn’s also raus muss, dann lass es raus und sei damit ein Vorbild für den gesunden Umgang mit körperlichen Bedürfnissen.

Diese Artikel könnten dich ebenfalls interessieren:

Folge ZEITjUNG auf FacebookTwitter und Instagram!

Bildquelle: Pexels; CC0-Lizenz