Endloser Stau, aber ein neuer Freund - das ist unserer Autorin passiert. Bild: Pexels

Storytime: 12 Stunden Stau und keine Bleibe – Eine Nacht in der französischen Pampa

Mittlerweile war es vielleicht so 17 Uhr. Zur Orientierung: Eigentlich hätte ich 13 Uhr in Montpellier ankommen sollen. Ich lief zurück zum Bus und kam mit einem 22-jährigen Franzosen ins Gespräch, der auf dem Weg zum Barcelona-Champions-League-Spiel war – in Barcelona. Dumm gelaufen. Für die nächsten Stunden wurden wir beste Freunde. Er gab mir einen Grundkurs in Französischer Rap der Gegenwart, ich zeigte ihm Deutschrap. Wir spielten viele Runden Würdest du lieber? und philosophierten über das Leben. Irgendwann sagte unser Busfahrer, dass es jetzt weiterginge – wir sprangen in den Bus, ich setzte mich neben meinen neu gewonnenen Freund und wir fuhren einfach über den Seitenstreifen – keine Ahnung, wieso wir das nicht einfach schon vorher gemacht hatten. Die Straße – oder besser gesagt, der Seitenstreifen – über die bzw. den wir fuhren, lag etwas höher als die umliegenden Straßen, sodass man einen guten Überblick über die Situation bekommen konnte. Und ich schwöre euch: So etwas habe ich in meinem Leben noch nie gesehen. Alle Autos auf allen umliegenden Straßen standen. Es ging einfach gar nichts. Rien ne va plus, wie man beim Roulette sagt.

Die Hoffnung, dass wir jetzt über den Seitenstreifen nach Montpellier fahren würden, legte sich allerdings schnell, denn wir steuerten einen riesigen Autobahnparkplatz an. Dort verkündete uns der Fahrer, dass wir ein weiteres Problem haben: einen platten Reifen. Cool. Jetzt standen wir also nicht nur seit mittlerweile bestimmt neun Stunden im Stau, sondern mussten auch noch auf jemanden warten, der zum Reifenwechseln kommen sollte – anscheinend hatten wir keinen Ersatzreifen dabei. Sehr beruhigend.

Immerhin gab es auf diesem riesigen Parkplatz aber bestimmt etwas zu Essen – dachten wir. Es stellte sich allerdings heraus, dass außer McDonald’s nichts mehr offen hatte. Mein neu gewonnener Freund Paul (auf Französisch übrigens Poll ausgesprochen) und ich gingen also dorthin und ich hatte dermaßen Hunger, dass ich mir als Vegetarierin zwei Burger und einmal Pommes bestellte. Der Innenbereich hatte übrigens auch geschlossen. Wir sind zum Bestellen also zu Fuß durch McDrive gelaufen.

Nachdem wir weitere zwei Stunden auf diesem Parkplatz verbracht hatten, kam tatsächlich jemand, der den Reifen wechselte. Alle Passagiere unseres Busses schauten begeistert dabei zu, als wäre es eine absolute Sensation. Schließlich fuhr der Bus tatsächlich weiter – und zwar über eine andere Straße, die von diesem Parkplatz aus erreichbar und bereits wieder frei war. Wir kamen also tatsächlich in Montpellier an – nachdem wir 12 Stunden im Stau gestanden hatten, allerdings nicht um 1 Uhr mittags, sondern um 1 Uhr nachts. Aber immerhin: Da waren wir nun. Paul und ich hatten im Eifer des Gefechts komplett vergessen, eine Unterkunft zu buchen. Unsere Idee war also, Party zu machen und dann in der Innenstadt von Montpellier in einem günstigen Hostel zu schlafen. Wir streiften also eine Weile durch die Stadt und aßen und tranken noch etwas – bis gegen 2 Uhr plötzlich alle Bars schlossen. Da standen wir nun also, lost in Montpellier, ohne Unterkunft. Auf booking.com war nichts mehr verfügbar, aber wir waren guter Dinge, vor Ort noch ein Hostel zu finden, das irgendetwas frei hatte.