Tim Bendzko vor einer bunten Wand

Tim Bendzko: Kein Problem, wenn die Welt untergeht

ZEITjUNG: Im Song zeigst du den humorvollen bis sarkastischen Weg, mit schwierigen Situationen oder Problemen umzugehen. Wie ist das denn bei Problemen, vor denen wir weltweit aktuell stehen? Wie gehst du persönlich damit um, dass man bei Klimawandel, Corona und Co. nicht einfach „in seine eigene Welt abhauen“ kann?

Tim Bendzko: Ich bin tatsächlich eher Optimist. Ich nehme unsere Probleme, wie den Klimawandel, sehr ernst und glaube, dass sich da jeder irgendwann seiner Verantwortung bewusst werden muss. Gleichzeitig finde ich auch, dass wir ein bisschen aus dem Blickfeld verlieren, was wir alles schon erreicht und geschafft haben. Zum Beispiel bei der Corona-Pandemie: Was jetzt seit eineinhalb Jahren passiert, ist furchtbar. Überall sieht man die Zahlen von Menschen, die gerade sterben, das sind echte Menschen, echte Schicksale, echte Familien, die Angehörige verlieren. Ich glaube trotzdem, dass, wenn man mit ein bisschen Abstand irgendwann auf diese Situation guckt, es einer der größten Siege der Menschheitsgeschichte sein wird. Beispielsweise ist es fast unglaublich, dass wir innerhalb von so kurzer Zeit einen Impfstoff gefunden haben und inzwischen so viele Menschen vor dem Virus schützen konnten. Das fehlt mir immer so ein bisschen in der gesamten Berichterstattung, nicht nur in Bezug auf Corona: Auch mal festzustellen, wieviel sich verbessert hat.

ZEITjUNG: Für das kommende Album verabschiedest du dich vom Konzept Musikvideo. Wie entstand die Idee zu den Visualizern und konkret zu dem deiner neuen Single „Kein Problem“?

Tim Bendzko: Das ist eigentlich wirklich aus der Not heraus geboren worden. Es gab ein Telefonat zum Thema Videodreh, dabei kamen aber keine umsetzbaren Ideen raus, die dem Song etwas im positiven Sinne hinzufügt hätten. Mein Manager hat mich dann gefragt, ob ich denn weiß, was ein Visual ist. Wusste ich nicht, also hat er mir den Link von irgendeinem Musikstück geschickt, da stand einfach ein Auto auf einem Feld und jemand räumt 3 Minuten lang den Kofferraum ein (lacht). Mir ist es dann wie Schuppen von den Augen gefallen, wie genial es wäre, wenn man von jedem Song des Albums ein Foto macht, das sich bewegt, und in dem man all die Sachen, die im Song vorkommen, zumindest erahnen kann. Der Vorteil ist, dass man zu allen Liedern etwas machen kann, ohne den Aufwand eines ganzen Musikvideos zu haben. Ich finde das sogar fast ein bisschen spannender, weil man sich viel mehr selbst dazudenken muss als bei einem typischen Video, das 1 zu 1 das erzählt, worum es im Song geht.

Bei „Kein Problem“ geht es ja um eine Veranstaltung so gegen 03:00 Uhr nachts, die eigentlich vorbei ist. Nur noch ein paar Übriggebliebene sind da, die immer noch glauben, dass sie den großen Business Deal abschließen oder jemand abschleppen können. Deshalb war für mich total klar, das Visual muss eine Bar-Situation zeigen. Wir wussten auch genau, welche Bar es sein sollte, das hat letztendlich auch geklappt. Ich glaube, die Darsteller*innen haben gedacht, dass es nur eine Szene aus einem sehr komplexen Video sei, und es war witzig, es nicht direkt zu verraten. Als wir dann nach einer halben Stunde fertig waren, haben alle sehr ungläubig geguckt (lacht).