Dahoam

Von Dahoam nach Venedig: Grenzerfahrungen in den Dolomiten

Sprachliche Grenzen

Obwohl wir schon seit einigen Tagen die südtiroler Grenze überschritten hatten, waren wir noch nicht in die Bredouille gekommen vom Deutschen abzurücken. Langsam, aber durchaus bemerkbar kam nun Italienisch mehr und mehr durch, was uns allmählich dazu zwang unser Urlaubsvokabular herauszukramen. An der Sprachbarriere sollte es nun nicht scheitern. Auch wenn die älteren Hüttenwirte mit dem allemanischen noch gut gerüstet sind, wollen wir natürlich guten Willen zeigen und spätestens in den Süddolomiten sollten wir uns halbwegs sprachlich ausdrücken können – natürlich helfen hier auch zusätzlich Hände und Füße!

Der Berg hat seine Grenzen

Die Schönheit dieser Natur zieht verständlicherweise auch andere an. Und so bekamen wir auf unserer Reise zum ersten Mal mit, dass auch die Berge ihre Grenzen haben. Zum Wochenende hatt es so viele Tagesausflügler an den nächsten Klettersteig gezogen, dass wir wie in einer Perlenkette aufgereiht bis zum Gipfel Schlange standen bzw. gemäß einem Klettersteig, hingen. So einen Stau kennen wir sonst nur vom Münchner Feierabendverkehr. Und so sehr wir die Berge genießen, dies stimmte uns nachdenklich. Ob wir es wollen oder nicht, auch wir sind ein Teil dieses Andrangs.

Die Natur setzt Grenzen

Unser höchstes Ziel der gesamten Alpenüberquerung – den Piz Boè mit seinen 3.152 Metern – wollten wir zum Sonnenaufgang besteigen und in der morgendlichen Ruhe genießen. Ganz ohne den Trubel inmitten der Tagestouristen, die in der Regel mit der ersten Seilbahn hochkommen. Damit unser Plan aufging, mussten wir jenseits unserer komfortablen Aufstehzeiten den Wecker stellen und um halb 6 den restlichen Anstieg von gut 300 Höhenmeter von unserer Unterkunft zum Gipfel bei Wind und auf schottrigem Geröll hochspurten. Fast hätten wir ihn verpasst! Außer Atem oben angekommen, wurden wir jedoch entlohnt – uns begrüßte der absolut schönste Sonnenaufgang! Die warmen Strahlen funkelten hinter der fernen Bergkette hervor, alles wirkte golden. Die ersten Vögel flogen vorbei. Der Wind ließ uns die Höhe spüren. Was für ein magischer Moment.

Doch ob ganz in der Früh oder am Abend, ob allein oder inmitten der Bergbesucher. Manchmal demonstriert die Natur, dass sich der Mensch ihr doch fügen und sich eben nach ihr richten muss.

Auch uns wurden an diesem Morgen die Grenzen unserer Besuchszeit aufgezeigt. Nicht sonderlich lange am Gipfel angekommen, hat sich ein herannahendes Gewitter sehr deutlich angekündigt. Es wurde zunehmend windig, von allen Seiten zogen innerhalb weniger Minuten die Wolkenschwaden zu und vom endlosen Blick in die Ferne blieb nichts übrig als der Blick in eine dichte, graue Wand. Wir haben uns mit geduckten Köpfen gesputet wieder schleunigst zur Schutzhütte zurück zu kommen. Mitten unter den massiven Gewitterwolken und den ersten aufleuchtenden Blitzen und Donnerhall hat uns der Berg soeben die Grenzen aufgezeigt. Der Wucht der Natur waren wir ausgeliefert. Gerade noch so sind wir vor dem großen Regenschauer in unserer Schutzhütte angekommen. Vielleicht wollte sich der Gipfel seine Ruhe vor den Menschen holen.

Für uns war es im wahrsten Sinne eine Gradwanderung zwischen Grenzen ausreizen und respektieren.

Falls wir eure Neugierde geweckt haben, weitere Details und Bilder zu unseren Tagesetappen findet ihr auch in unserer Komoot Wandercollection “Von Dahoam nach Venedig – Traumpfad München Venedig”.

“Ich will da rauf! steht für Inklusion durch ein gemeinsames Hobby – Klettern. Für die Teilnehmenden spielt es keine Rolle, ob jemand eine Behinderung hat oder nicht, denn alle klettern ganz selbstverständlich mit. Und zwar unabhängig von Behinderung, Alter, Geschlecht, Herkunft, sexueller Orientierung oder Religion.” Natürlich würden wir uns sehr freuen, wenn sich auch andere Unterstützer für dieses tolle Projekt fänden.

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Bildquelle: David Dombek