Akzeptanz

Ich will aber! Warum fällt es uns so schwer, Dinge hinzunehmen?

Egal, ob es sich um Schuhe handelt, die zu teuer sind, oder um Menschen, die wir mögen, die uns aber einfach nicht zu registrieren scheinen: Nicht das zu bekommen, was man will, ist frustrierend. Aber warum fällt es uns so schwer, zu akzeptieren, dass etwas offenbar nicht für uns bestimmt ist?

Ich glaube, man muss hier verschiedene Hinsichten unterscheiden. Wie im Intro erwähnt: Einerseits gibt es Situationen, in denen es sich um Dinge wie Schuhe, Klamotten oder Technik handelt. Dinge, die man gern besitzen würde; die man gern kaufen würde, aber für die das nötige Kleingeld fehlt. Bereits was diese materiellen Dinge betrifft, fällt es oft schwer, zu akzeptieren, dass man sich etwas Bestimmtes gerade eben nicht leisten kann.

Aber viel erdrückender ist das Gefühl, akzeptieren zu müssen, dass wir etwas Nicht-Materielles nicht bekommen können. Denn dann kann es ja schließlich nicht am Geld liegen. Das können bestimmte Erlebnisse sein, hinsichtlich derer alle anderen einfach immer Glück zu haben. Das können Freundschaften mit Menschen sein, die wir inspirierend oder sympathisch finden, die aber scheinbar nicht dasselbe über uns denken. Das kann ein Job oder ein Studium sein, wofür wir uns beworben haben, aber nicht angenommen werden. Eine Wohnung, die wir unbedingt haben wollten oder ein Zimmer in einer WG, in der wir die Atmosphäre toll fanden und von der wir uns so sehr gewünscht haben, Teil dieser Wohngemeinschaft zu werden. Das kann ein bestimmter Lebensabschnitt sein, von dem wir uns gewünscht haben, dass er auf diese oder jene Weise abläuft, der sich dann aber als völlig anders entpuppt – bestes Beispiel: das sagenumwobene Studentenleben, das in der Realität oft gar nicht so ist, wie man es sich vorgestellt hat.

Es kann sich um jede dieser Sachen handeln. Manchmal gibt es Phasen im Leben, in denen einfach nichts zu funktionieren scheint. Obendrein bekommt man dann auch noch nicht einmal die Frau, die man haben wollte, oder den Kerl, in den man sich verknallt hat.

Warum fällt Akzeptanz so schwer?

Ich glaube, dass es uns so schwerfällt, zu akzeptieren, dass wir etwas Bestimmtes nicht bekommen können, weil uns ständig suggeriert wird, dass wir die Dinge, die uns fehlen, definitiv bekommen können, wenn wir uns nur „richtig“ verhalten.

Der Grundstein für diesen Eindruck wird dadurch gelegt, dass suggeriert wird, dass etwas fehlt. Jegliche Werbung baut darauf auf, genau dieses Gefühl zu erzeugen. Und ich glaube, dass auch viele Medieninhalte allgemein diesen Eindruck erwecken – leider auch meine eigenen. Viele meiner Artikel drehen sich um die Liebe, um Reisen, Aufregung und Abenteuer. Auch meine eigenen Artikel könnten also den Eindruck erwecken, dass ich etwas habe beziehungsweise erlebe, was andere Menschen nicht erleben und was ihnen somit fehlt.

Die Werbung suggeriert uns, dass wir die vermeintlichen materiellen Mängel in unserem Leben beheben können, indem wir dieses oder jenes Produkt kaufen. Und andere Medieninhalte – unter anderem auch meine eigenen Artikel – oder auch das, was die Menschen aus unserem Umfeld uns erzählen, suggerieren uns, dass wir die vermeintlichen nicht-materiellen Mängel in unserem Leben ausgleichen können, wenn wir uns auf diese oder jene Weise verhalten. „Tu dies und du bekommst die Frau!“ – „Tu jenes und er verliebt sich in dich!“ – „Verhalte dich so und du erlebst das, was du immer erleben wolltest!“

Und natürlich ist da auch meistens etwas dran. Natürlich hat man bessere Chancen auf ein bestimmtes Erlebnis oder einen bestimmten Menschen, wenn man ein paar Dinge beachtet. Aber ob es dann wirklich funktioniert, ist eben doch nie sicher.

Es funktioniert nicht – Was jetzt?

Ich glaube, wenn etwas nicht passiert, dann hat das einen Grund. Vielleicht muss man sich das Ganze so vorstellen: Auch, wenn wir „ja“ sagen, gibt es offenbar eine höhere Macht, die bei gewissen Dingen „nein“ zu uns sagt.

Auch, wenn wir nicht das Studium, den Job oder die Wohnung bekommen, die wir haben wollten, geht das Leben weiter. Es werden andere Studiengänge, Jobs, Wohnungen, oder allgemein andere Chancen kommen, die wir ergreifen können und die wirklich für uns bestimmt sind. Auch, wenn wir nicht in den Freundeskreis reinkommen, in den wir rein wollten, werden andere Menschen in unser Leben treten, die vielleicht besser zu uns passen. Und auch, wenn wir – was bekanntlich ja oft am meisten schmerzt – es nicht ins Bett, oder (noch viel schlimmer) nicht ins Herz der Person schaffen, die wir haben wollen, bin ich der Überzeugung, dass das einen Grund hat. Andere Väter haben auch schöne Söhne. Oder um es auch andersherum auszuführen: Andere Mütter haben auch schöne Töchter. Vielleicht sind diese Söhne und Töchter einfach mehr für uns bestimmt als die, von denen wir nur denken, dass sie es sind.

Wer sind wir schon, dass wir glauben, am besten zu wissen, was für uns bestimmt ist? Wir sind nur kleine Menschen in einem riesigen Universum, von dem nur ein winziger Bruchteil im Bereich des für uns Erfahrbaren liegt.

Ich glaube, man muss einfach glauben, dass die Dinge, die passieren oder nicht passieren, einen bestimmten Grund haben. Man muss die Dinge so akzeptieren, wie sie kommen – und darauf vertrauen, dass es eine höhere Macht gibt, die uns gelegentlich Erfahrungen und Menschen schenkt und sie uns gelegentlich verwehrt.

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Bildquelle: Pexels, CC0-Lizenz