Noh Juhan (links) in Squid Game; Liam Daniel (rechts) in Bridgerton, Bild: Netflix

Diversität in Serien? – Gerne, aber bitte richtig

Bridgerton: Fiktion oder historische Romantisierung?

Dennoch verstehe ich die Kritik – nehmen wir zum Beispiel „Bridgerton“, eine Serie, die Zuschauer*innen mitten in die fiktive britische Gesellschaft des frühen 19. Jahrhunderts entführt, in der es keinen Rassismus gibt. Plötzlich sind People of Color nicht mehr Diener*innen, sondern Teil des hohen Adels. Eine Tatsache, die – ihr habt es geahnt – wieder viele Kritiker*innen auf die Matte rief. Und nein, natürlich muss nicht jede Geschichte immer hundertprozentig historisch akkurat sein, gerade wenn sie eher auf eine seichte Rahmenhandlung setzt und ein ganz anderes Publikum ansprechen will. Dennoch muss natürlich auch die Kehrseite der Medaille angesprochen werden dürfen. Sollte man die brutale Geschichte des Kolonialismus einfach untergraben, um für mehr Diversität in einer Serie zu sorgen? Gerade jüngeren Zuschauer*innen könnte das eine falsche Realität vermitteln – was fatal wäre, denn dafür ist das Auseinandersetzen mit Geschichte doch da: Um dafür zu sorgen, dass die gleichen Fehler nicht wieder passieren. Ob hier die Vorteile der Diversität oder der Nachteil der verzerrten Realität überwiegen, kann jeder für sich selbst entscheiden.

Für mich ist bei „Bridgerton“ auch gar nicht der Cast das Problem, sondern das Setting. Muss es denn schon wieder das viktorianische London sein? Die Welt ist so groß und kann auf so eine reiche Geschichte zurückblicken, da würde ich mir einfach mehr Diversität wünschen was die Schauplätze betrifft. Wie wäre es beispielsweise mal mit Indien? Was für tolle Geschichten man erzählen könnte über eine lange Kultur, die Schere zwischen Arm und Reich oder die Rolle der Frau, die je nach Region sehr unterschiedlich aufgefasst wird. Und weiße Schauspieler*innen wären hier fehl am Platze, es würde also auch neuen aufstrebenden Gesichtern die Möglichkeit geben, ins Showbusiness auf globaler Ebene einsteigen zu können. 

Squid Game – mal wieder

Eine Serie, die das meiner Meinung nach hervorragend gemacht hat, ist „Squid Game“ – mal wieder muss man schon fast sagen. Man kann sich über die Handlung, Brutalität und Nachahmungen in der Realität natürlich streiten. Aber Hwang Dong-hyuk und dem Team gelingt es, eine universelle Geschichte über Humanität und Geldgier mit der südkoreanischen Kultur gekonnt zu verknüpfen. 

In der dritten Folge liegt der Fokus auf den sogenannten Dalgona-Keksen, einer koreanischen Karamell-Süßigkeit, die eng mit der koreanischen Kultur verknüpft ist. Das runde Gebäck wurde zum internationalen Renner. Sie werden international geliefert und es gibt hunderte Rezepte im Internet. Das Schönste an der Geschichte sind aber wohl die Auswirkungen vor Ort. Verkäufer, die mit den Dalgona-Keksen ihr Geld verdienen, kommen mit der Nachfrage gar nicht mehr hinterher und machen das Geschäft ihres Lebens. Nicht nur hat es „Squid Game“ also geschafft, die südkoreanische Kultur einem globalen Publikum näher zu bringen, sondern es verbesserte sogar die Situation derer, die mit solchen Traditionen Geld verdienen. Eine Win-Win-Situation für alle Parteien. 

Ähnlich sieht es auch Daniel Craig, der sich dagegen ausspricht, die Rolle des James Bond an eine Frau oder einen nicht-weißen Mann zu geben. „Es sollte einfach bessere Rollen für Frauen und farbige Darsteller geben. Warum sollte eine Frau James Bond spielen, wenn es eine Rolle für Frauen gäbe, die genauso gut wäre?“

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Bildquelle: Noh Juhan (links); Liam Daniel (rechts), Netflix