Vergleiche

Einstellungssache: Ich muss mich ständig mit anderen vergleichen

Dieser Text stammt von @hanjokoch, Autor von „Working on a new me“ und „Mindset nine-eleven“.

Sport ist Mord — oder doch nicht?! Wie du Job-Routinen verbessern und dir Neues vom Sport abschauen kannst. 

#seidieveränderung #blicknachvorn #disziplin #mindset

Im Gym hat der eine Typ in meinem Alter einen viel flacheren Bauch, viele andere Jungs haben fettere Bizeps und Brustmuskeln. Und dann noch auf Instagram: So viele Top-Bodies, die mir auf den Bildern und Videos in meinem Feed förmlich entgegenspringen.

So geht normalerweise ein Tag bei mir los

Denn wenn du mir schon etwas folgst, dann weißt du, dass mein erster Gang nach dem Aufstehen und Zähneputzen direkt ins Fitnesstudio ist. Ich bin also gleich den ganzen fitteren und muskulöseren Körpern ausgesetzt — kein Entkommen mehr für mich.

Die Wahrheit ist doch aber die: ICH setzte mich selbst diesen ganzen Reizen aus! ICH lasse es zu, dass diese Eindrücke entstehen, alle anderen Männer seien bereits besser als ich. ICH bin hier derjenige, der sich dauernd mit den anderen vergleichen muss.

Ja genau: muss.

Denn ich vergleiche mich ja nicht nur. Mein Kopf sagt irgendwie, dass ich es tun muss. Dass ich offensichtlich nicht so gut sein kann, wie sie. Dass ich meine Ziele längst nicht erreicht haben kann, die anderen aber schon. Dass ich immer zuerst den Blick auf die anderen werfen muss, um zu vergleichen, wo ich gerade stehe.

Später am Tag im Job ist es dann nicht anders: Er verdient mehr als ich, sie hat einen Firmenwagen … und warte mal: sogar ein Firmenhandy!

Und was hab ich?

Okay okay, ich hab auch eines, aber halt einfach nicht so ein neues Modell. Und ich hab einen Firmenlaptop, das hat nicht jeder bei uns. Und ich hatte doch letzte Woche einen großen Vertrag vom Kunden unterschrieben bekommen, an dem ich seit 6 Wochen mit all meinem Vertriebs-Können gearbeitet habe. Das war doch eines meiner Ziele für das 1. Quartal. Ach ja, auch die Wohnung, in der wir jetzt leben, konnte ich mir vor längerer Zeit noch gar nicht leisten.

Ich merke gerade, dass wenn ich ehrlich zu mir bin, ich das alles doch auch nicht seit meiner Ausbildung oder meinem ersten Job danach habe. Und dass ich mich außerdem nicht nur über die Jahre immer Stück für Stück verbessert habe — ich bin auch in den letzten Wochen und Tagen Schritt für Schritt voran gekommen.

Ich hab seit Weihnachten wieder 5% des angefutterten Specks abgenommen, ich war seit Anfang Dezember bereits 5x die Woche im Gym, ich habe den letzten Monat auf hinzugefügten Zucker in meiner Ernährung verzichtet … um nur zwei Erfolge zu nennen.

Wenn ich mich jetzt einmal hinsetzte und das alles in Ruhe reflektiere, dann fällt mir auf, dass ich sogar gestern eigentlich bereits ein paar Sachen besser gemacht habe, als am Tag davor:

  • direkt nach dem Wecker aufgestanden, ohne snoozen
  • 3 wichtige Aufgaben im Büro fokussiert abgearbeitet
  • mich weniger von Kolleg*innen ablenken lassen, wenn es grad wirklich nicht passte

Okay, ich hatte gestern keine Mittagspause gemacht, muss ich zugeben. Das war nicht gut. Absolut nicht.

Aber damit habe ich ja schon mein erstes kleines Ziel für heute: Eine bewusste Mittagspause machen. Damit bin ich doch sicher schon diese 1 % besser als am Vortag. Am Montag schreibe ich dann zuerst das wichtige Projekt mit kurzer Deadline fertig, und mache danach erst überhaupt mein Mailprogramm auf. Wieder 1 % verbessert, richtig?

Und übermorgen leg ich dann eine Schippe drauf im Gym und fang mit den nächst höheren Gewichten an — oder suche mir ein neues Trainingsgerät. Auch ein weiteres Prozent gesteigert, gegenüber dem Gymtag davor, oder nicht?

Von der Grundidee her geht’s mir hier darum, dass ich mich jeden Tag mit neuer Energie in den Tag hineinknie. Dass ich das eine Prozent mehr als Motivation für den kommenden Tag sehe.

Aber Achtung

Nimm es bitte nicht zu wörtlich. Denn mathematisch gesehen wirst du dich nach 1 Jahr weder um 365 % steigern, noch wirst du die meisten Disziplinen körperlich gar nicht mehr schaffen können — denn richtig gerechnet wächst der Zinseszins ja dann exponentiell.

Ein Beispiel:

Die 10 kg Hantel, die mein Bizeps heute schafft, ergäbe bei 365 % mehr also 46,5 kg — schaffbar nach einem Jahr, aber realistisch betrachtet  auch schon nach 1 Monat regelmäßigem Hantel-Training. Die gleiche Hantel mit einem korrekten Zinseszins von 1 % berechnet wöge dann satte 377 kg — krass, denn in meinem Studio hören die Kurzhanteln bei 50 kg auf.

Fun Fact! Wenn du es dann auch noch 2 Jahre so durchziehen würdest, müsste dein Körper am Ende stolze 14.264 Kilo-Hanteln stemmen … absolut unrealistisch!

In diesem Sinne: Lass das mal etwas auf dich wirken, vergleiche dich wenn überhaupt immer mit deiner eigenen letzten Version, nimm dir regelmäßig neue oder abwechselnde Bereiche für dein Wachstum vor, und lege die 1 % Regel vor allem nicht rein wörtlich aus.

Versuche, dass du dich nicht mehr so oft mit anderen vergleichst — und dann stell dir DEIN NEUES ICH in einem Jahr vor.

Ein wenig Begleitlektüre …

… kann dir nicht schaden? Aber keine allzu schwere Kost? Weitere Tipps und persönliche Erfahrungsberichte findest Du in meinem Buch & Hörbuch „WORKING ON A NEW ME — DIE ARBEIT AN MEINEM NEUEN ICH“ und in meinem zweiten Buch „MINDSET NINE-ELEVEN — Wie die Einstellung auf Monate im Krisenmodus ab dem 11. September 2001 mich bis heute prägte“. 

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Bildquelle: Foto von fauxels von Pexels; CC0-Lizenz