#Kartoffel – Ist die Kritik an Ferda Ataman gerechtfertigt?
Am Donnerstag hat der Deutsche Bundestag Ferda Ataman zur „Unabhängige(n) Beauftragte(n) für Antidiskriminierung“ gewählt – ihre Person ist jedoch nicht unumstritten.
Erste Kritik kam bereits Mitte Juni auf, als das Kabinett Ataman für diesen Posten vorgeschlagen hatte. Vor allem Politiker*innen aus den Reihen der Union und der AfD, aber auch einzelne Vertreter*innen der FDP, haben ihrem Unmut Ausdruck verliehen.
Worum geht’s?
Als einer der Gründe werden einige Aussagen Atamans aus ihrer Zeit als Publizistin genannt: So argumentierte sie etwa, dass die Bezeichnung „Kartoffel“ für Deutsche keine Diskriminierung darstellt, auch wenn dies von vielen so aufgefasst wird. Während sie für die einen also eine „linke Aktivistin“ ist, die für eine „spaltende Identitätspolitik“ steht, weist SPD-Chefin Saskia Esken diese Vorwürfe zurück und spricht von einer “verleumderischen Kampagne” gegen Ataman (Quelle: FOCUS Online).
Die Reaktionen im Netz sind ebenfalls gespalten: Auf Twitter wird unter dem #Kartoffel eben jene Aussage von ihr harsch von Leuten kritisiert, die sich durch die Bezeichnung als “Kartoffel” beleidigt fühlen – teilweise wird sie auch als rassistisch angesehen. Auf der anderen Seite haben wir Leute, die sich darüber echauffieren und für die es kein großes Problem zu sein scheint.
Am Thema vorbeidiskutiert
Zur Klarstellung: Der Begriff “Kartoffel” ist weder rassistisch noch diskriminierend, da er nicht zu einer gesellschaftlichen Benachteiligung der bezeichneten Gruppe führt, diese ermöglicht oder ein Symptom eben jener ist. Es lässt sich aber auch nicht abstreiten, dass diese Bezeichnung hauptsächlich im Kontext einer Beleidigung verwendet und verstanden wird, wenn sie nicht gerade der Selbstreferenz dient.
Nur hat Ataman an keiner einzigen Stelle in der oft hervorgehaltenen Spiegel-Kolumne Deutsche pauschal und abwertend als Kartoffeln bezeichnet oder dessen Potential als Beleidigung infrage gestellt: Sie kritisiert lediglich das Konzept, dass Deutsche mit Migrationshintergrund gerne als “Deutschtürken”, “Russlanddeutsche” und Co. betitelt werden, wir aber keine äquivalente Gruppenbezeichnung für “Deutschdeutsche” haben wollen.
Je mehr man sich also mit dieser Diskussion beschäftigt, desto klarer wird: „Nachschlagen lohnt sich, wirklich!“
Diese Artikel könnten dir ebenfalls gefallen:
- „First world Problems“: Über das Hinterfragen von Privilegien
- „Die Kultur der Anderen“: Was ist Austausch, was Aneignung?
- Was ist eigentlich geschlechtsneutrale Erziehung?
Folge ZEITjUNG auf Facebook, Twitter und Instagram!
Bildquelle: Wikimedia Commons; CC0-Lizenz