Schild mit Pfeilen in verschieden Richtungen

Die Sache mit den Entscheidungen

Was will ich essen? Was soll ich anziehen? Party oder Netflix? Was will ich studieren? Heiraten – ja oder nein? Im Laufe unseres Lebens müssen wir täglich viele Entscheidungen treffen. Einige davon sind weitreichender als andere, wie die Frage der Ausbildungs- und Jobwahl oder der Partnerwahl. Oftmals fällt es uns schwer, denn woher kann man sich sicher sein, dass es die richtige Entscheidung ist? 

Vorab direkt: Man kann sich nie sicher sein, dass man die richtige Entscheidung trifft. Denn es gibt keine richtige Entscheidung. Das ist immer eine Frage der Perspektive. Wenn ich überlege, was rational das Beste ist, bedeutet es nicht, dass es für mich in meiner persönlichen Situation auch das Beste ist. Und umgekehrt genauso: Nur weil ich auf meine Emotionen höre, bedeutet das nicht, dass es immer richtig ist. Entscheidungen über Finanzen sollten eher rational getroffen werden und bei der Partnerwahl sollte man eher auf sein Herz hören. Aber das wir EHER auf eins der beiden hören sollten, zeigt das immer beides in unsere Entscheidungen mit reinspielt. Beim Entscheiden muss man also immer auch abwägen: Was sind die objektiven Fakten und wie fühle ich mich; was passt für mich in meiner persönlichen Situation? 

Das Abwägen ist aber gar nicht so leicht, sonst würden sich nicht so viele Leute mit dem Entscheiden schwertun oder gar unter Entscheidungsangst leiden. Heutzutage haben wir ein Überangebot von Optionen. Egal ob die Frage nach der coolsten Kleidung, dem passendsten Studium oder dem richtige Partner fürs Leben. Überall gibt es tausend und eins Möglichkeiten: Wir haben die Qual der Wahl und das führt schlichtweg zu Überforderung. Diese Überforderung ist besser als FOMO – „Fear of Missing out“ oder als FOBO – „Fear of better options“ bekannt. 

Wenn wir eine Entscheidung treffen, bedeutet das immer zu etwas Ja und zu etwas anderem Nein zu sagen. Diese gefühlte Endgültigkeit ist oft mit negativen Gefühlen verbunden: Angst etwas zu verpassen; Angst, dass es etwas Besseres gibt; Angst, nicht die perfekte Entscheidung zu treffen. Aber entgegen unserem Gefühl, dass Entscheidungen immer endgültig sind, ist dies nicht so. Entscheidungen sind keine Einbahnstraße. Ein Studium oder eine Ausbildung kann man abbrechen und nochmal anfangen, den Beruf kann man wechseln und auch in Beziehungsfragen darf man nochmal umentscheiden. Wir verändern uns im Laufe der Zeit und damit auch unser Blick auf bestimmte Entscheidungen. Es ist völlig okay, im Nachhinein den Standpunkt zu wechseln und Entscheidungen zu revidieren. Das soll nicht zu Egoismus oder einer grundsätzlichen Gleichgültigkeit gegenüber Entscheidungen anspornen, sondern den Druck nach Perfektionismus rausnehmen: Es ist okay, Entscheidungen auch zu verändern. 

Oft fällt es einem schwer, Entscheidungen zu treffen oder man trifft Entscheidungen, mit denen man sich eigentlich gar nicht wohlfühlt, weil man keinen anderen Menschen auf die Füße treten möchte. Unsere Entscheidungen beeinflussen meistens unweigerlich andere Menschen immer mit. Auch hier geht es nicht um Egoismus, sondern für sich selbst zu überlegen, was einem gut tut. Für sich selbst einzustehen, hat nichts mit rücksichtslosem Egoismus zu tun. Die anderen Leute wissen nicht was für dich persönlich in deiner Situation am besten ist, deswegen solltest du bzw. musst du auch Entscheidungen für dich treffen. 

Grundsätzlich ist es beim Entscheidungen treffen wichtig, immer ehrlich zu sein – zu sich selbst und in gewissem Grad auch zu den betroffenen Personen. Meistens weiß man schon intuitiv, welche man Entscheidung man gerne treffen würde, aber durchs weitere Zerdenken und von-allen-Seiten-betrachten, kommt die Überforderung. Es kann hilfreich sein, die eigenen Gedanken aufzuschreiben und so etwas Ordnung ins Gedankenchaos zu bringen. Auch ein Pro- und Contra-Liste bietet sich dafür an. Man kann sich ein paar Tage zeitnehmen und immer mal wieder draufschauen, Punkte hinzufügen oder eventuell sogar wegstreichen. Außerdem tut es gut, wichtige Entscheidungen mit Vertrauenspersonen zu besprechen. Diese können einen reflektieren, Rat geben und einfach eine Stütze sein. Wenn alles nicht funktioniert und man sich wirklich einfach nicht entscheiden kann, dann hilft es eine Münze zu werfen. Dadurch sieht man, ob das entschiedene Ergebnis einem zusagt oder, ob man auf ein anderes Ergebnis gehofft hat. Dann hat man seine Antwort…

Das nächste Mal, wenn du also eine Entscheidung treffen musst, sei dir bewusst, dass es keine richtige oder falsche Entscheidung gibt. Frage dich ehrlich, was sich für dich gut anfühlt und was du in deiner persönlichen Situation brauchst bzw. willst. Sprich mit anderen über deine Gedanken und nimm dir vor allem bei großen Entscheidungen ein paar Tage Zeit. Und das aller wichtigste: Es ist mehr als okay, die eigenen Entscheidungen auch mal zu revidieren.

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Bildquelle: Javier Allegue Barros; CC0-Lizenz