Nicht immer begleiten dich manche Freunde ein Leben lang. Bild: Unsplash

Im Mai ist bei mir wieder schlecht: Freundschaften unter Erwachsenen

War früher alles besser?

Mein Freund und ich saßen vor ein paar Tagen tatsächlich zusammen und diskutieren genau diese Frage. Wie findet man Freunde als kinderloses Paar? Macht man da einen Tanzkurs? Geht man Minigolfen? Schreibe ich eine Anzeige im Wochenblatt der Stadt? Wie soll das gehen? Denn für viele scheint der Weg tatsächlich über die Kinder oder den Job zu gehen. Entweder man freundet sich mit dem Eltern der lieben Kleinen an oder man lädt den Arbeitskollegen mit Freundin zum Abendessen ein. Beides Szenarien, die für uns keinen Sinn machen. Weder er noch ich mussten in den letzten zwei Jahren für Uni und Job das Haus verlassen und Kinder sind gerade auch noch so gar kein Thema.

Versteht mich nicht falsch, ich habe absolut keine Angst komplett zu vereinsamen. Ich frage mich nur, wie man diese Leichtigkeit zurück in Freundschaften bringt. Wie stelle ich es an, dass ich nicht mit meinen Freund*innen am Telefon hänge und versuche einen Termin für Kaffee in den nächsten acht Wochen zu finden, an dem keins ihrer Kinder Klavier hat und ich nicht irgendwelche Termine in Job und Uni? Wie überbrückt man Distanzen über 500 km, wenn man keinen Bock mehr auf WhatsApp, Zoom und Co. hat? Und wie schafft man es, dass dabei niemand auf der Strecke bleibt?

Ich möchte meine Freunde wirklich ungerne einplanen wie Zahnarzttermine, aber ist das überhaupt noch möglich?

Normalerweise beende ich meine Artikel immer gerne mit einer Lösung oder zumindest einem Denkanstoß, aber heute muss ich zugeben, dass ich selbst ganz schön ratlos bin. In einer Zeit, in der immer so getan wird, als würde die digitale und globale Welt unsere Möglichkeiten auf Sozialkontakte und Freundschaften ohne Grenzen verbessern, frage ich mich zum ersten Mal, ob unsere Eltern es nicht vielleicht doch besser hatten. Tiefe und langanhaltende Freundschaften zu knüpfen fällt definitiv leichter, wenn alle immer im selben Dorf oder derselben Stadt wohnen, wenn man auf die gleiche Schule gegangen ist und seit 10 Jahren mit den gleichen Jungs Fußball spielt.

Haltet mich für naiv oder nostalgisch, aber ich hätte wirklich Lust auf so einfache Freundschaften. Vielleicht ist das aber auch der Zeit geschuldet und ich bin diejenige, die sich anpassen muss. Geht es irgendwann möglicherweise gar nicht mehr um enge Freundschaften, sondern um lockere Sympathie und den Kaffee zwischendurch? Klärt mich auf!

Mehr zum Thema:

Folge ZEITjUNG auf FacebookTwitter und Instagram!

Bildquelle: Joseph Pearson von Unsplash; CC0-Lizenz