Frauen essen Bruschetta

Fütterer is(s)t anders: Ernährungsumstellung – ein Problem für dein Umfeld

Elina Fütterer ist Ökotrophologin, Yoga-Lehrerin und Surfer Girl. In ihrer Kolumne schreibt sie über die wichtigste Hauptsache der Welt: Essen. Genuss ist ein Muss – ohne dabei Gesundheit, Nachhaltigkeit und Ethik außer Acht zu lassen. Elina nimmt euch mit auf ihre kulinarische Reise. 

„Entschuldigen Sie, wir haben hier ein Problem. Meine Enkelin ist VEGAN.“ Ich saß mit meiner Familie in einem gutbürgerlichen Restaurant meiner Heimatstadt und ahnte nichts Böses, als plötzlich alle Augen auf mich gerichtet waren. Dabei fing alles so gut an. Ich habe schon am Vortag online die Menükarte des Restaurants studiert und wusste genau, was ich bestellen werde. Doch bevor der freundliche Kellner überhaupt „Hallo“ sagen konnte, platzte es aus meiner Oma heraus, als hätte sie deswegen die drei letzten Nächte nicht schlafen können. Ich, das einzige „Problem“-Enkelchen am Tisch, versank fast im Erdboden. Glücklicherweise war der Kellner solche Situationen anscheinend gewohnt, denn er zwinkerte mir zu und sagte: „Na, sowas. Vegan? Das kriegen wir hin“.

Vegan sein als Problem

Diesen Satz meiner Oma werde ich wohl nie vergessen, obwohl ich Situationen in Restaurants wie diese schon zur Genüge erlebt habe – eine unangenehmer als die andere. Von fremden Menschen blöde Kommentare zu kassieren war ich gewohnt. Aber aufgrund meiner Ernährung von meiner eigenen Oma als Problem abgestempelt zu werden? Das war neu. Und tat weh. Ich, das Problem? So hatte ich mich bis dato nicht gesehen. Wenn überhaupt hatte ich ja wohl ein Problem, wenn die einzige pflanzliche Option im Restaurant Pommes mit Ketchup war. Mir war es aber immer zu doof, explizit nach einer veganen Option zu fragen. Verwirrte Blicke, blöde Kommentare oder Fragen wie „Wie, auch kein Käse?!“ waren einem dann nämlich sicher. Darum outete ich mich am liebsten gar nicht erst und bestellte notfalls einfach den Salat von der Karte (ohne Käse, Ei und Speck und mit Essig-Öl-Dressing versteht sich), um nicht aufzufallen.

Bei manchen wird das Thema Essen zum Generationenkonflikt. Bild: Andrea Piacquadio von Pexels

So gut ich aber auch versuchte, unerkannt zu bleiben: Mein Umfeld machte mir häufig einen Strich durch die Rechnung. Nach einigen dieser Aktionen fiel mir auf, dass die Leute um mich herum anscheinend ein viel größeres Problem mit meiner Ernährung hatten, als ich selbst. Wenn ich meine Freundin besuchte, war das erste, was ich zu hören bekam nicht etwa „Oh wie schön, wir haben uns so lange nicht mehr gesehen. Erzähl, was gibt es Neues?“ sondern „Ich habe extra Hafermilch und einen Aufstrich gekauft. Ich hoffe, das ist in Ordnung für dich?“ oder „Sorry, die Kekse sind nicht vegan, du kannst sie nicht essen“.