Frau beim Lebensmitteleinkauf

Hassobjekt: Der obligatorische Wocheneinkauf

Jeder kennt sie, jeder hasst sie und doch brauchen wir sie wie die Luft zum Atmen: Nervige Klientele und unnütze Gegenstände des Alltags, über die man sich so richtig schön echauffieren kann – da geht es den ZEITjUNG-Autoren nicht anders. Deshalb lassen wir unserer Wut in der Reihe „Hassobjekt“ einfach freien Lauf und geraten überspitzt in Rage. Eins ist sicher: Nichts ist uns heilig und keiner wird verschont. Dieses Mal auf der Abschussliste: der obligatorische Wocheneinkauf.

Klassisches Szenario im Hause Katja: Es ist Samstag, 18 Uhr. Für später ist noch etwas geplant, entspanntes Treffen mit Freund*innen, Bar, Club, was auch immer. Ich komme auf die geniale Idee, noch etwas zu essen, bevor ich mich auf den Weg mache, schaue in den Kühlschrank und sehe: nichts. Brühwarm fällt mir ein, dass ich doch noch einkaufen gehen wollte. Jetzt sollte ich es eigentlich erst recht tun, denn morgen ist Sonntag, und der Gedanke daran, nicht nur den heutigen Abend, sondern auch den kompletten morgigen Tag ohne richtiges Essen zu verbringen, ist nicht gerade verlockend.

Da gibt es nur ein Problem: Ich kann mich einfach nicht aufraffen. Wie gesagt, es ist 18 Uhr, draußen ist es dunkel und kalt und mein Supermarkt ist etwa 10 Gehminuten von mir entfernt. Eindeutig zu weit.

Also mache ich gar nichts, kaufe mir später, wenn ich mit meinen Freund*innen unterwegs bin, an irgendeinem Imbiss Pommes, komme nachts nach Hause, falle in mein Bett, wache Sonntag auf, kratze die letzten Reste zusammen, um irgendwas zu essen, verbringe den Montag ähnlich, weil ich mich den ganzen Tag über nicht zum Einkaufen aufraffen kann – bis es wieder Abend ist, aber diesmal nicht 18 Uhr, sondern eher 21 Uhr. Chapeau an mich, ich habe es tatsächlich noch einen ganzen weiteren Tag lang geschafft, das Einkaufen so weit wie möglich aufzuschieben.

Weil ich es länger nun aber wirklich nicht mehr aushalte, wage ich mich schließlich hinaus in die Kälte und in die Dunkelheit. Immer wenn ich dann im Laden ankomme, ist er restlos überfüllt, dafür sind einige Regale, die für mich von Interesse sind, leer. Toll, dafür bin ich jetzt hergekommen? Ich fühle mich wie in der DDR. Bananen habe ich zwar abgreifen können, aber dafür keine Chio Tortillas der Sorte Nacho Cheese, keine Kokosnussmilch und keinen Alpro Sojajoghurt mit Blaubeergeschmack. Saftladen!

Hinzu kommt, dass ich mir doch nicht merken kann, wo genau welches Produkt im Laden zu finden ist. Es gibt Lebensmittel, von denen man einfach nie weiß, wo man nach ihnen suchen soll. Paniermehl, Grieß, Bulgur – in welcher Ecke steht das bitte jeweils? Es passt in keine größere Kategorie so richtig rein. Also rennt man zehn Runden durch den Laden und versucht verzweifelt, entweder irgendwo eine*n Angestellte*n zu finden, den*die man fragen kann, oder das Objekt der Begierde doch zufällig in irgendeinem Regal zu sehen. (Noch viel nerviger sind übrigens diese Dinge, bei denen man keine Ahnung hat, in welcher Art Geschäft man sie überhaupt kaufen kann – zum Beispiel Thermoskannen und Kohleanzünder. Aber das ist eine andere Geschichte. Also zurück zum Lebensmitteleinkauf.)