Kochen kann so viel Spaß machen und manchmal auch ausufern. Bild: Pexels

Hobbyköche – Fluch und Segen

Wie fängt man einen Text über exotische Lebensmittel an, ohne wie der letzte Snob zu wirken? Gar nicht, könnte man meinen. Denn sobald in einem Rezept Zutaten wie Kefirblätter oder Safran auftauchen, sind die meisten von uns sicher schon raus. Dann gibt es eben doch wieder Spaghetti Bolognese. Was soll’s.

Bei mir ist das ein bisschen anders und die Schuld dafür schiebe ich ganz ungeniert meinem Vater zu. Mein Dad ist, sehr zum Leidwesen meiner Mutter, ein unglaublich neugieriger und experimentierfreudiger Hobbykoch. Gerade in den Wintermonaten fällt das auf, wenn er von seinem heißgeliebten Webergrill im Garten in die warme Küche wechselt. Ein Traum, könnte man nun meinen. Wer hätte denn nicht gerne einen Partner, der mit großer Begeisterung stundenlang Orangenkuchen backt oder ein Coq au vin zaubert, sodass einem das Wasser im Mund zusammenläuft. Das Problem besteht hier auch gar nicht darin, dass er gerne kocht, denn dagegen hätte ja erstmal niemand etwas einzuwenden. Nein, das Problem besteht darin, dass meinem wunderbaren Vater sowohl das Gefühl für Ordnung als auch für Mengen fehlt. Erschwerend kommt hierbei hinzu, dass die Küche meiner Eltern genau 11qm groß ist.

Ja, ihr habt richtig gelesen.

Als Kind hat mich das alles nicht gestört. Ganz im Gegenteil, die Wochenenden mit meinem Vater waren großartig. Häufig standen wir schon früh um 9:30 Uhr in der Küche und vermengten Eier, Mehl und Salz zu einem Berg von Teig, den wir anschließend durch die Pastamaschine drehten. Die fertigen Nudeln wurden dann, aus Gründen des Platzmangels in der Küche, im ganzen Haus aufgehängt. Vom Wäscheständer im Keller, bis hin zu den Kleiderbügeln am Treppengeländer, alles hing voller Spaghetti oder Tagliatelle. Waren diese dann trocken, zauberte mein Vater eine Soße aus Morcheln, Butter und schwarzem Pfeffer, die er über die fertigen Nudeln kippte. Mehlbepudert und glückselig setzen wir uns dann auf den Hochflurteppich im Wohnzimmer und verspeisten die Früchte unser Arbeit.

Meine Mutter nahm an solchen Tagen gerne Reißaus und ging lieber mit ihren Freundinnen Kaffeetrinken. Früher dachte ich, sie wäre einfach spaßbefreit. Heute weiß ich, sie wollte nur dem Mehltornado entkommen. Denn, obwohl meine Schwester, mein Vater und ich uns große Mühe gaben, das Chaos anschließend wieder zu beseitigen, fanden sich häufig noch Tage später die Überreste unserer Pasta-Aktion in den Schubladenritzen und auf den Regalböden.