Eine Geschlechtskrankheit ist sicher der größere Stimmungskiller. Dann lieber Kondome. Bild: Pexels

„Wollen wir lieber ohne…?“ – Warum wir keine Kondome benutzen

Let’s talk about sexually transmitted diseases, Baby

Erschreckend ist allerdings auch, wie unaufgeklärt viele junge Menschen sind. Denn das Gerücht, man könne sich beim Oralsex praktisch gar nicht mit einer Geschlechtskrankheit infizieren, hält sich problemlos über Wasser und treibt in Form von gefährlichem Halbwissen an der Oberfläche herum.

Denn mit vielen Geschlechtskrankheiten kann man sich eben nicht nur beim Vaginal- oder Analverkehr, sondern auch beim Oralsex anstecken. Selbst bei HIV, welches deutlich schwerer zu übertragen ist als andere Geschlechtskrankheiten, besteht beim Oralsex ein Ansteckungsrisiko für den aktiven Part. Zwar ist dieses äußerst gering, aber dennoch gibt es Fälle, in denen die Übertragung auf diese Weise stattfindet.

Und an all diejenigen, die meinen, man könne sich beim Oralsex nur mit einer Geschlechtskrankheit infizieren, wenn man der aktive Part ist: Falsch gedacht. Beispielsweise Syphilis oder einen Tripper kann man sich auch einfangen, wenn man selbst der passive Part ist.

Die einzige Geschlechtskrankheit, die wahrscheinlich jede*r kennt, ist HIV. Damit einher geht der abstruse Glaube, dass es sich bei HIV um die einzig wirklich schlimme Geschlechtskrankheit handle. Es stimmt, dass HIV – zumindest unbehandelt – den größten Schaden im Körper verursacht. Wenn das Virus das Immunsystem so eingehend geschwächt hat, dass von Aids gesprochen wird, ist die Krankheit lebensgefährlich. Über Aids wissen die meisten jungen Menschen darum halbwegs Bescheid. Aber wenn eine Krankheit weniger bekannt ist, kann sie schließlich nicht so dramatisch sein – oder?

Falsch gedacht. Denn auch bakterielle Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien, Tripper oder Syphilis können verheerende Folgen haben. Neben akuten Symptomen, die sich je nach Krankheit unterscheiden oder unter Umständen auch gänzlich ausbleiben, sind es vor allem die Langzeitfolgen, über die viel zu wenig gesprochen wird. Je nach Erkrankung kann es beispielsweise zu Unfruchtbarkeit, Eileiterschwangerschaften und Fehlgeburten bei Frauen sowie zu Zeugungsunfähigkeit bei Männern kommen. Beispielsweise Tripper kann außerdem in die Bauchhöhle aufsteigen. Einige bakterielle Erreger können auch dafür sorgen, dass sich die Krankheit auf Gelenke und Nerven ausweitet.

Wo zieht man die Grenze?

Ungeschützt mit jemandem körperlich zu werden, birgt also immer ein gewisses Risiko. Die Frage ist, wo man nun die Grenze zieht. Ungeschützten Oralsex zu haben, gehört für die meisten Menschen zum guten Ton im Bett. Bereits der Gedanke, ein Kondom beziehungsweise ein Lecktuch zu benutzen, ist für viele wahrscheinlich nicht besonders verlockend. Fakt ist: Lippen auf Haut fühlen sich einfach besser an als Lippen auf Gummi.

Aber ganz ehrlich: Für Vaginal- und Analsex gilt doch dasselbe. Haut auf Haut fühlt sich auch besser an als Haut auf Gummi. Aber dass man in diesem Fall nicht dem hautechten Gefühl, sondern der Sicherheit oberste Priorität einräumen sollte, ist hoffentlich jedem und jeder klar. Wieso also nicht auch beim Oralsex? Denn das beste Gefühl überhaupt ist es doch, sich im Nachhinein nicht monatelang Gedanken darüber machen zu müssen, was man sich eventuell alles eingefangen haben könnte.