LiebesLeben: Offene Beziehungen in der Realität – die Rolle der anderen
Wirklich schwierig wird es erst, wenn es sich um eine Person handelt, die ich nicht besonders mag. Ich weiß, dass es meinem Freund andersherum genauso geht, und dass es für ihn auch deutlich schwieriger wäre, zu wissen, dass ich etwas mit jemandem habe, den er unsympathisch findet. Glücklicherweise ist es erst einmal vorgekommen, dass ich wirklich eine Antipathie gegenüber einer Frau empfunden habe, mit der mein Freund etwas hatte.
Die Frage ist natürlich auch, inwiefern das Aussehen einer Person mit hineinspielt. Findet man jemanden unsympathischer, wenn man das Gefühl hat, dass die Person rein optisch eine Bedrohung darstellen könnte? Meiner Erfahrung nach eher nicht. Ich fand die meisten Frauen, mit denen mein Freund im Laufe unserer gemeinsamen Zeit etwas hatte, sogar hübscher als diese eine Frau, die mir unsympathisch war.
Auch die Tatsache, dass er mit dieser Frau geschlafen hat, ist im Endeffekt keine ernsthafte Herausforderung für die Beziehung gewesen. Schließlich ist von vornherein klar, dass die Sache früher oder später wieder vorbei sein wird. Aber damit wieder ein gutes Gefühl entsteht, ist in der Beziehung meiner Erfahrung nach deutlich mehr kommunikativer Aufwand erforderlich, wenn es sich um eine Person handelt, die man unsympathisch findet.
Eifersucht: Steckt wirklich Verlustangst dahinter?
Ein häufiger Irrtum scheint darin zu bestehen, Menschen in offenen Beziehungen seien frei von Eifersucht. Aber eines kann ich euch sagen: Dem ist nicht so. Denn natürlich lässt sich die Eifersucht nicht gänzlich unter den Tisch kehren. Sie mischt definitiv mit – wenn auch häufig nur untergeordnet. Der Unterschied zu monogamen Beziehungen besteht schlichtweg darin, dass man die Eifersucht auf sich nimmt und ihr die Macht gibt, einen an die eigenen Grenzen zu treiben – um letztendlich an ihr zu wachsen.
Denn eines steht fest: Meine offene Beziehung hat mich emotional schon einige Male an meine Grenzen gebracht. Aber jedes Mal, wenn ich diese Emotionen durchlebe, gehe ich stärker aus diesen Momenten heraus, als ich auf sie zugesteuert bin. Man wächst mit seinen Aufgaben – oder in diesem Fall mit seinen Herausforderungen.
Denn ja, ganz ehrlich: Natürlich bin ich manchmal traurig, wenn mein Freund mir erzählt, dass er morgen ein Date hat oder dass er etwas mit einer anderen hatte. Aber ich halte es für wichtig, auch negative Gefühle zulassen zu können und keinen Widerstand gegen sie zu leisten. Ich glaube, dass darin sogar der Trick des Lebens besteht: Die Dinge zu nehmen, wie sie kommen und sie in ihrer ganzen Intensität zu durchleben, ohne sich zu wünschen, sie wären anders. Sie vorbeiziehen zu lassen und loszulassen, wenn sie vorüber sind.