LiebesLeben: Polyamorie – Wie normal sind Gefühle für mehrere Menschen?

Die Frage ist doch: Kann Liebe überhaupt leben, wenn man ihr keine Luft zum Atmen lässt? Wenn man den Raum für andere Menschen von vornherein verschließt und der Liebe so auch gewissermaßen ihren Reiz nimmt?

Vor kurzem habe ich folgende Worte auf dieser Website hier gelesen: Max Frisch fragt sich, was ein eifersüchtiger Mensch überhaupt will. Er erhebt Anspruch auf einen Sieg ohne Wettstreit und ist verzweifelt darüber, wenn es zur Auseinandersetzung kommt.

Ich bin zwar keine Expertin für Max Frisch und übernehme keine Gewähr dafür, dass sein Werk wirklich so interpretiert werden kann, wie diese Zeilen suggerieren – aber seit ich sie gelesen habe, gehen sie mir nicht mehr aus dem Kopf.

Denn geht es in der Liebe nicht vielleicht auch darum, sich immer wieder einem Wettstreit auszusetzen, und immer wieder zu siegen?

Ist die Liebe nicht so ähnlich wie der freie Markt, dem man sich immer wieder stellen muss, um zu gewinnen?

Egal ob man in einem Verhältnis lebt, in dem man sich gegenseitig die Freiheit gibt, sich auch für mehrere Personen entscheiden zu dürfen, oder nicht: Im Endeffekt geht es doch immer darum, eine Entscheidung zu treffen – für eine oder mehrere Personen. Und wie soll es überhaupt möglich sein, sich für diese eine Person zu entscheiden, wenn man nie die realistische Option hat, eine andere Wahl treffen zu können?

Ich glaube, dass Liebe und Leidenschaft auch in einer nicht-polyamoren Beziehung bis zu einem gewissen Grad von anderen Menschen leben – solange man sich am Ende trotzdem füreinander entscheidet.

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Bildquelle: Daria Litvinova on Unsplash; CC0-Lizenz