Zwei Personen umarmen sich und lachen

Mehr Mut zu Emotionen!

Obwohl diese Art der Arbeitskultur, die auch momentan noch viele Anhänger*innen findet, nicht als Ideal betrachtet werden kann, hat sie in kleinen, aber feinen Schritten zur Entstigmatisierung von Gefühlen beigetragen. Einen wesentlicheren Beitrag leisteten jedoch die modernen Medien mitsamt ihrer Vertreter*innen: Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, das Thema Emotionen und psychische Gesundheit auf die gesellschaftliche Agenda zu setzen. Dazu gehören nicht nur die eingangs erwähnten Sänger*innen, sondern auch Filmstars, Autor*innen oder Influencer*innen, die mit Performances, Talks und Sharepics auf die vermeintlichen „Schwächen“ aufmerksam machen. Während vor allem die weibliche Generation Z langsam beginnt, ein derart offenes und positives Mindset zu verinnerlichen, tun sich andere Gruppen noch etwas schwerer damit, ihre Emotionen als Teil ihrer individuellen Persönlichkeit anzuerkennen.

Gefühle zeigen – warum überhaupt?

Emotionen und Gefühle nehmen in zwischenmenschlichen Beziehungen einen hohen Stellenwert ein. Sie sorgen dafür, dass wir uns mit anderen Personen verbunden fühlen und von ihnen Unterstützung erfahren, wenn es uns nicht gut geht. Wer seinem Umfeld kalt und abweisend gegenübertritt, verspielt Vertrauen und Authentizität. Andersherum betrachtet fühlen sich viele Menschen geehrt, wenn eine nahestehende Person ihnen ihre Gefühle anvertraut – warum also sollten wir nicht auch anderen diese Ehre erweisen? Emotionen zu zeigen macht uns nahbar und zeigt anderen, dass sie mit ihren Sorgen und Gedanken nicht allein sind. Zudem ist es in vielen Situationen wichtig, abschätzen zu können, warum eine Person sich so oder so verhält. Hat man einfach mal einen schlechten Tag erwischt und fühlt sich genervt und niedergeschlagen, hilft es den Mitmenschen ungemein, wenn sie darüber informiert werden.

Die im konkurrenzorientierten Arbeitsleben scheinbar so wichtigen Variablen – Statussymbole, Position oder Gehalt – sind nicht diejenigen Aspekte, an denen wir uns im alltäglichen Kontakt mit anderen Menschen orientieren. Vielmehr knüpft man Beziehungen auf Basis von gemeinsamen Sichtweisen, Ängsten oder Problemen – allesamt Faktoren, die in engem Zusammenhang mit Gefühlen stehen. Unsere Emotionen machen uns zu dem, was wir wirklich sind: Menschen mit Ecken und Kanten, einzigartigen Geschichten und individuellen Empfindungen. Je häufiger wir zeigen, welche Dinge uns faszinieren, erfreuen, bedrücken oder stören, desto interessanter und abwechslungsreicher wirken wir auf andere Personen. Auf Dauer kann das ständige Unterdrücken von Gefühlen uns sogar krank machen: Psychische Probleme oder körperliche Symptome wie Kopf- oder Magenschmerzen sind die Folge.