München

So schreibt man Geschichte! München – Im Angesicht des Krieges

ZEITjUNG: Ja das stimmt. Da schließt auch gleich meine nächste Frage an. Deine letzten drei Rollen waren alle sehr politisch und gesellschaftskritisch. Wie wichtig ist Film und Fernsehen deiner Meinung nach für das politische Klima?

Jannis: Insofern passt das wirklich gut, weil ich eben glaube, dass Filme es schaffen die emotionale Ebene zu erreichen. Gleiches gilt auch für jegliche andere Kunst, Musik zum Beispiel kann sehr starke Emotionen zum Vorschein bringen. Und diese Emotionen sind dann der Motor, der uns dazu bringt, aktiv zu werden oder mehr von unserer Umwelt wahrnehmen zu wollen. Kunst bringt mich dazu, mich für mein Umfeld zu interessieren. Ich merke das ja auch als Schauspieler, dass ich mich durch den Film nochmal völlig neu mit den Thematiken auseinandersetze.

Munich – Edge of War. (L to R) Jannis Niewohner as Paul Hartman, George MacKay as Hugh Legat, in Munich – Edge of War. Cr. Frederic Batier/Netflix © 2021

ZEITjUNG: Glaubst du, dass das am Set auch eine Rolle gespielt hat? Der Film ist schließlich eine deutsch-britische Co-Produktion, die sich mit dem sich anbahnenden Krieg zwischen Deutschland und Großbritannien beschäftigt. Wurde das im Team viel diskutiert oder gab es auch unterschiedliche Sichtweisen, durch die Generationenunterschiede am Set?

Jannis: Zunächst denke ich, dass wir hier ein Thema behandeln, welches in Deutschland relativ wenig angesprochen wird. Da reicht es häufig schon zu fragen: „Wer ist Chamberlain?“ damit die Leute ins Stocken geraten. Bei den Briten ist das etwas anderes. Ansonsten kann ich da aber tatsächlich überhaupt keinen Unterschied machen, weil uns natürlich allen daran gelegen war, die Geschichte so authentisch wie möglich zu erzählen. Das macht ja auch die Arbeit mit Christian Schwochow so interessant. Er schafft es immer ein Team zusammenzustellen, in dem es möglich ist, in die Zeit und die Story einzutauchen und gemeinsam zu recherchieren. Wir hatten für diesen Film eine ganze Website, auf der alles zu finden war, was wir brauchten. Zum Beispiel Adam von Trott war eine Figur, an der ich mich gut orientieren konnte. Er entsprach sehr dem, was auch Paul ausmacht. Also konnte ich auf die Website gehen und recherchieren. Wer war das? Was genau hat der gemacht? Sogar Dokumentarfilme konnte man sich dort ansehen, die einem nochmal ein anderes Gefühl für die Zeit gegeben haben. Das war super hilfreich.

ZEITJUNG: Also wie eine große Geschichtsstunde bevor die Dreharbeiten überhaupt begonnen hatten. Letzte Frage: Kannst du sagen, ob du dich mit dieser Rolle wohler gefühlt hast als mit deiner Rolle in „Je suis Karl“?

Jannis: Da kann ist glaube ich keinen Unterschied machen, denn ich habe mich mit keiner der Rollen wirklich unwohl gefühlt. Unwohl gefühlt mit der Geschichte vielleicht, ja. Aber nicht mit den Rollen an sich. Für mich ergibt sich der Mehrwert solcher Rolle häufig im Perspektivwechsel, denn die Charaktere sind dann doch sehr weit von mir als Privatperson entfernt. Zum Glück. Doch das ist meiner Meinung nach auch ein großer Vorteil von Filmen, dass man die Chance hat einen anderen Blickwinkel einzunehmen. Ich muss ja kein Verständnis für diesen Meschen auf der Leinwand haben, aber ich kann versuchen seine Motive zu verstehen und ihm nicht gleich wertend gegenüberzutreten. Insofern waren die beiden Rollen ein großes Glück und ich möchte keine davon missen.

ZEITjUNG: Das kann ich gut nachvollziehen. Danke dir für das Interview und viel Glück mit dem Film.

Auf Neflix ab dem 21.01.2022

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Bildquelle: © Netflix