„Der lineare Weg ist nicht der richtige für mich“

Linda ist Bloggerin, Content Creatorin und Female Business Mentorin – im März letzten Jahres gründete sie das nachhaltige Stationery- und Modelabel Auf Ewig Grün und mit Find Your Fire steht sie Frauen auf dem Weg zum eigenen Online-Business zur Seite. Im Interview erzählt sie, wie sie sich den Traum von der Selbstständigkeit erfüllte. 

ZEITjUNG: Du wusstest eigentlich schon nach dem Abi, dass du dich selbstständig machen willst, nur hat dir die eine Idee gefehlt, was hast du dann gemacht?

Linda: Ich hatte während des Abis einen Kellnerjob. Dort habe ich weiter gejobbt, bis der Laden Insolvenz anmelden musste und nebenbei ein Semester Anglistik und Philosophie studiert.

ZEITjUNG: Hast du dich bewusst gegen Studium und Ausbildung entschieden?

Linda: Retrospektiv betrachtet, ja. Meine erste Ausbildung und das Philosophie-Studium habe ich geschmissen, weil ich damals dachte, es sei einfach noch nicht das Richtige für mich. Als ich einige Jahre später dann fünf Jahre im nächsten Studiengang vor mich hin dümpelte, habe ich gemerkt, dass der lineare Weg einfach nicht der richtige Weg für mich ist.

ZEITjUNG: Gab es Momente, in denen du dir gewünscht hast, du hättest eine Ausbildung?

Linda: Früher habe ich mir das bei Familienfeiern oder Klassentreffen gewünscht. Mittlerweile bin ich erfolgreich mit dem, was ich mache, auch ohne Ausbildung. Dass ich das so selbstbewusst sagen kann, war aber ein sehr langer Prozess.

ZEITjUNG: Woher nahmst du den Mut, dich selbstständig zu machen, dein sicheres Einkommen aufzugeben?

Linda: Auslöser dafür war mein Burnout. Klingt wie in jedem schlechten Kinofilm, aber ich bin eines Morgens wach geworden und in meinem Kopf war der Wunsch nach der Selbstständigkeit und der damit einhergehenden Freiheit so groß, dass er mich nicht mehr losgelassen hat. Natürlich darf man nicht vergessen, dass ich mich in einer sehr privilegierten Ausgangssituation befunden habe. Mein Umfeld hat mir finanzielle Unterstützung angeboten, ich lebe mit meinem Partner zusammen und trage somit Kosten wie Miete etc. nicht alleine.

ZEITjUNG: Wie hat sich der Burnout für dich angefühlt?

Linda: Ich finde das Wort Burnout beschreibt es schon ziemlich treffend: Ich war einfach ausgebrannt. Da war nichts mehr als Müdigkeit, Überanstrengung und der Wunsch danach zu schlafen.

ZEITjUNG: Kein Wunder, du hast fünf Jahre in einem Startup als Teamleitung gearbeitet, gegen Ende 60 bis 80 Stunden die Woche. Irgendwann bekamst du Panikattacken, wie haben die sich bei dir geäußert? Waren das erste Anzeichen für deinen Burnout?

Linda: Anfangs haben sich die Panikattacken vor allem in akuten Stresssituationen gezeigt. Irgendwann dann beinahe täglich und bei der kleinsten Belastung, die ich normalerweise mit links gewuppt hätte. Die ersten Anzeichen waren wohl, dass ich ständig zu müde war, um Nachrichten meiner Freunde und Familie zu beantworten, geschweige denn zu Treffen zu gehen. Jeder feste Termin hat mich tagelang vorher schon unfassbar gestresst, auf Dinge, die mir sonst Freude bereiten, hatte ich keine Lust mehr. Ich habe am Ende nichts mehr gemacht, als zu arbeiten, für mehr war ich einfach nicht zu gebrauchen.

ZEITjUNG: Erst, als es gar nicht mehr ging, gingst du in dich, hast eine Therapie gemacht, einen Plan geschmiedet. Wie hast du deinen Burnout und die Depression letztendlich hinter dir gelassen?

Linda: Für mich war der einzige Weg, mich für längere Zeit krank schreiben zu lassen. Ich musste dringend mal für einen Zeitraum, der länger als 10 Tage ist, tiefe Erholung finden und Abstand zu meinem Job gewinnen. Daraus wurden dann fünf Monate, in denen ich medikamentös begleitet wurde und eine Verhaltenstherapie begann. Es bedarf viel Arbeit, die über Jahre antrainierten Verhaltensmuster zu durchbrechen, aber es ist möglich!