„Der lineare Weg ist nicht der richtige für mich“

ZEITjUNG: Du sagst, dass du keine Angst vor Rückfällen hättest, weil du weißt, wann du deine Grenzen überschreitest, auf deinen Körper hörst und Pausen machst, aber ist es nicht auch schwierig, Grenzen zu ziehen, weil du das, was du tust, so sehr liebst?

Linda: Definitiv. Auch ich überschreite ab und zu meine Grenzen, aber nicht mehr permanent, und das ist ausschlaggebend. Das sind dann mal intensivere Phasen, in denen mir auch nicht jeder Part meines Jobs Freude bereitet. Durch meine Selbstständigkeit bin ich aber nun so flexibel sagen zu können, dass ich vor der Arbeit erstmal einen Spaziergang einplane oder zum Sport gehe. Wenn ich merke, dass gar nichts mehr geht, sage ich auch ganz radikal alle Termine ab. Dafür bin ich schließlich meine eigene Chefin geworden.

ZEITjUNG: Du wusstest schon immer, dass du anderen helfen willst. Hat es den Burnout gebraucht, um herauszufinden, was du wirklich machen willst?

Linda: Nein, gewusst habe ich das tief in mir schon immer. Ich dachte nur nicht daran, dass es wirklich für mich möglich wäre, das zu schaffen und habe nicht an mich geglaubt. Als dann mein Burnout kam, dachte ich mir: „Entweder ändere ich jetzt etwas, oder ich werde es nie machen“. Dann habe ich meinen Job gekündigt.

ZEITjUNG: Wer hat dir auf deinem Weg geholfen, dich unterstützt?

Linda: Ich habe viele tolle Menschen in meinem Leben, die mich auf meinem Weg unterstützt haben. Allen voran mein Partner, meine Schwester und meine beste Freundin aus Grundschulzeiten. Sie hören sich schon seit Jahren meine Ideen an und unterstützen mich bei jedem Projekt aufs Neue. Meine Familie und Freund*innen sind meine größten Fans und das ist ein tolles Gefühl.

ZEITjUNG: Wie verbindest du Social Media mit Achtsamkeit? Wie gehst du mit dem Druck um?

Linda: Ich bin sehr froh, dass ich erst mit Ende 20 in diese Welt eingetaucht bin. Wäre ich jünger und nicht so gefestigt in meinem Wertesystem und meinem Selbstwert, hätte ich deutlich größere Probleme, mit diesem Druck umzugehen. Ich habe ein tolles soziales Umfeld, das mich immer auffängt und daran erinnert, dass Social Media nicht alles ist. Dass mir viele Menschen folgen, ist toll, und ich bin sehr dankbar, damit mein Geld verdienen zu können, aber ich werde mich davon nicht abhängig machen und habe mir weitere Standbeine und Einkommensquellen aufgebaut – ich denke, das nimmt mir viel Druck.

ZEITjUNG: Wir alle träumen von irgendetwas. Was glaubst du, braucht es, anzufangen und daran zu arbeiten?

Linda: Eine Portion Mut und den Kopf einfach mal auszuschalten. Die Dinge, um die ich mir am meisten Sorgen gemacht habe, sind nie eingetreten. Dafür sind ganz andere Herausforderungen auf mich zugekommen, an die ich nie gedacht habe und an denen ich sehr gewachsen bin.

ZEITjUNG: Was würdest du Menschen sagen, die noch nicht den Mut haben, ihre Träume zu verwirklichen?

Linda: Es ist wie mit dem Kinder kriegen oder einem Haustier: Den vermeintlich „richtigen“ Zeitpunkt dafür gibt es nicht. Es lohnt sich sehr, ins kalte Wasser zu springen und zu merken, dass du schwimmen kannst. Und alle, die dabei noch Unterstützung brauchen, begleite ich in meinen Mentorings auf ihrem ganz eigenen Weg in die Selbstständigkeit.

Auch lesenswert:

Folge ZEITjUNG auf FacebookTwitter und Instagram!

Bildquelle: © lykke.linda