Scham

Storytime: Die dümmsten Menschen der Welt

Egal ob Bettgeschichten, Abenteuer im Auslandssemester oder feucht-fröhliche Jugendsünden: Wir teilen einfach alles mit euch. In diesem Format plaudern die ZEITjUNG-Autor*innen munter aus dem Nähkästchen und geben tiefe Einblicke in ihr Leben weit weg von der Laptop-Tastatur. Macht euch gefasst auf unsere lustigsten, peinlichsten und erotischsten Erlebnisse!

In dieser Ausgabe von Story-Time dreht sich alles um Begegnungen mit den minderbemitteltsten Exemplaren der ach-so-gebildeten jungen Elite des Westens. Das Wort „dumm“ kann mitunter auch durch „respektlos“ ersetzt werden. Aber ihr werdet schon sehen.

Diese Geschichten sind das Produkt eines zweiwöchigen Spanisch-Kurses in Medellín – ein Ort, an dem sich ein Teil der sozioökonomischen Elite Nordamerikas und Europas versammelt. Menschen, die den bestmöglichen Zugang zu Bildung überhaupt haben – und die dennoch so ungebildet sind oder so unbedachte Äußerungen von sich geben, dass es eigentlich kaum zu glauben ist.

1. „Betrügen alle Latinos ihre Freundinnen?“

Den ersten Knaller liefert uns eine junge Frau aus Kanada. In einem Sprachkurs viele kulturelle Fragen zu stellen, ist ziemlich klug, denn so lernt man nicht nur die Sprache, sondern auch das Land besser kennen. Das auf eine Art und Weise zu tun, die den Bürger*innen des Landes, in dem man sich gerade aufhält, schlechtes Verhalten unterstellt, ist allerdings weniger angebracht. Genauso verhält es sich mit Fragen, auf die man die Antwort eigentlich bereits wüsste, wenn man mit offenen Augen durch dieses Land liefe oder sich vorher einfach ein wenig informiert hätte. Meine liebsten Fragen ihrerseits waren:

„Ist es wahr, dass alle Latinos ihre Freundinnen betrügen?“

„Stimmt es, dass Latinos so verlogen sind?“

„Gibt es in Kolumbien eigentlich Öfen?“

„Gibt es auch weiße Menschen in Kolumbien?“

„Ist es hier etwa normal, lockige Haare zu haben?“

„Teilt ihr eure Freundinnen mit euren Kumpels?“

Übrigens wurde ihr Portemonnaie gestohlen, und als sie das am nächsten Tag im Unterricht erzählt hat, sagte sie (wortwörtlich übersetzt): „Ich wusste einfach, dass das in Scheiß-Kolumbien passieren wird!“

2. „Mexiko ist nicht das einzige Land unterhalb der USA?!“

Die nächste Anekdote verdanken wir einer US-Amerikanerin. Ihr ist – wohlgemerkt in Kolumbien – aufgefallen, dass es in Lateinamerika noch andere Länder als Mexiko gibt.

Sie sagte: „Wisst ihr was? Ich habe gerade etwas Krasses realisiert!“

Alle so: „Oh, was denn?“

Sie so: „Ich habe gerade realisiert, dass es unterhalb der USA noch andere Länder als Mexiko gibt!“

Alle so: „???“

Sie so: „Wo ich herkomme, wird immer von vier Mexikos gesprochen: Taco-Mexiko, Fußball-Mexiko, Steak-Mexiko und Koks-Mexiko.“

Die Länder, von denen sie gesprochen hat und die sie offensichtlich nur unter diesen „Namen“ kannte, waren also offensichtlich Mexiko, Brasilien, Argentinien und Kolumbien.

3. „Normalerweise fliege ich fünfmal pro Jahr in den Urlaub“

Der Ursprung dieser Anekdote liegt in den Niederlanden. Eine junge Frau aus Amsterdam, die mit ihren 24 Jahren schon gefühlt die ganze Welt bereist hat, erzählte stolz, dass sie normalerweise fünfmal im Jahr „Sommerurlaub“ macht.

Anschließend fragte sie mich, in welchen Ländern ich denn schon so war – „Europa zählt natürlich nicht.“ Natürlich nicht. Wie könnte man denn auch nur auf die Idee kommen, dass ein Kontinent, der aus derart vielen Ländern besteht, in diese beeindruckende Rechnung hineinzählen könnte?

In Europa so zu reden, ist eine Sache. Und selbst dort ist es schon respektlos genug, da einem doch bewusst sein müsste, dass es auch in Europa nicht der Standard ist, fünfmal im Jahr am anderen Ende der Welt Urlaub zu machen. Aber in Kolumbien – ein Land, in dem 40% der Menschen sich nur eine Mahlzeit am Tag leisten können – so zu reden, ist nochmal eine ganz andere Hausnummer.

4. „Ist Hitler aktuell noch Präsident von Deutschland?“

Die letzte Geschichte verdanken wir einer US-Amerikanerin. In der Gruppe waren sie, zwei Deutsche und eine Niederländerin. Nachdem sich alle – auf Englisch – vorgestellt hatten, machte die US-Amerikanerin den anderen zunächst ein Kompliment für ihr gut verständliches Englisch, indem sie sagte: „Ich verstehe euer Englisch total gut! Aber es ist ja auch jeweils die Muttersprache in euren Ländern, oder?“

Als die anderen sie darüber aufklärten, dass in Deutschland Deutsch und in den Niederlanden Niederländisch gesprochen wird, sagte sie: „Ach so, das wusste ich nicht. Aber übrigens, wer ist eigentlich gerade Präsident in Deutschland? Ist das noch Hitler?“

Und mit dieser wundervollen Anekdote erlöse ich euch von der Dummheit, Respektlosigkeit und Uninformiertheit der sozioökonomischen Elite der Welt. 

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Bildquelle: Andrea Piacquadio via Pexels, CC0-Lizenz