Frustrierte Frau vor einem Laptop. Bild: Pexels

Wie beeinflusst Corona Erstwähler*innen?

Dass die Corona-Pandemie unser Leben auf den Kopf gestellt und unseren Alltag mehr als bestimmt hat, brauche ich euch nicht mehr zu erzählen. Für eine ganz bestimmte Altersgruppe war die Pandemie besonders prägend und hat vermutlich auch den ein oder anderen Lebensweg beeinflusst: Abiturient*innen. Jetzt zur Bundestagswahl dürfen viele der Abiturientinnen und Abiturienten erstmals wählen. Eine wichtige Rolle für ihr Wahlergebnis dürfte auch spielen, was die Politik in der Pandemie-Bewältigung für einen Eindruck auf sie gemacht hat. 

In einer ersten Befragung der letzten zwei Abiturjahrgänge der Universität Paderborn erkannte man, dass in der Schülerschaft eine hohe Frustration herrscht. Eine zweite Befragung mit über 7600 Teilnehmenden sollte die Ursachen dafür in Erfahrung bringen. Dabei ergaben sich zwei wesentliche Faktoren, auf denen die politische Frustration der Jugendlichen fußt. 

Der erste Faktor ist die Politik während der letzten Lockdowns. Ca. zwei Drittel der Abiturient*innen fühlten sich von der Politik nicht ernst genommen und hatten das Gefühl, man habe kein Verständnis für die eigenen Interessen gezeigt und schlicht und ergreifend nicht genügend Rücksicht auf sie genommen. Denn klar, im Fernlernen kamen einige natürlich besser mit als andere – um gar nicht erst anzufangen mit den unfairen Bildungschancen wegen unterschiedlicher technischer Ausstattung. So ist es auch kein Wunder, dass 71% angaben, die Ungleichheit zwischen guten und schlechten Schüler*innen habe sich vergrößert. Insgesamt fühlten sich viele von der Politik alleingelassen (58% der Befragten) und fühlten sich sehr enttäuscht (47%). 

Besonders schlecht schnitt die Organisation der Abiturprüfungen ab (wir erinnern uns beispielsweise an den Vorschlag, das Abitur ausfallen zu lassen). Vier von fünf Befragten gaben an, man hätte sich viel früher um die Abiturprüfungen kümmern müssen. Genauso viele sind der Meinung, die Kommunikation zwischen den Ministerien und Schulen habe schlecht funktioniert (was ich übrigens bestätigen kann). Generell zeigt man sich unzufrieden mit der Politik auf Landesebene: Mit der Bundesregierung sind 47% der Befragten zufrieden, auf Landesebene lediglich knapp 21%. 

Zukunftsängste 

Der zweite große Frustrationsfaktor sind Konflikte zwischen den Generationen. Nur knapp die Hälfte der Befragten fand die Forderung nach Solidarität mit den Älteren in der Corona-Pandemie gerechtfertigt. Gleichzeitig empfindet mehr als die Hälfte, die ältere Generation handle unsolidarisch gegenüber den Jüngeren. Das fängt bei Corona an: 56% der Abiturient*innen sagen, ältere Menschen befolgen die Corona-Schutzmaßnahmen selbst nicht. Vor allem geht es aber um Zukunftsthemen: 75% der Befragten haben die Befürchtung, dass die Kosten für die Corona-Pandemie auf die Zukunft ausgelagert werden und darum Themen wie Bildung und Klimaschutz zu kurz kommen. Dass die Erde durch den Klimawandel unbewohnbar werden könnte, fürchten ganze 83%. 

Angesprochen auf die aktuelle politische Lage in Deutschland gaben 42% an, sie hätten weniger Vertrauen in die Politik als vor Corona. Wie man merkt, ist der Wille jedoch da, etwas zu verändern: Ganze 92% der Befragten möchten bei der nächsten Wahl wählen. Fast 30% der Abiturient*innen präferieren die Grünen, gefolgt von der FDP mit knapp 15%. Für rechte und konservative Kräfte empfinden ziemlich wenige der Befragten etwas (CDU 5%, AfD 1,8%). Ganze 26% sind allerdings auch noch nicht entschlossen. 

Die Abiturient*innen der letzten zwei Jahrgänge haben zwar nicht übermäßig große Stimmgewalt, aber geben einen Vorgeschmack darauf, wie die jungen Leute und die nächsten Wähler*innen-Generationen eingestellt sind. So kann man hoffen, dass der Klimaschutz auch ernstgenommen wird. 

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