Will Smith geht in „Welcome to Earth“ an faszinierende Orte. Bild: Disney

Welcome to Earth: Will Smith macht sich auf zu den Wundern der Erde

Cristina Mittermeier ist Meeresbiologin, Umweltschützerin und Fotografin. 2005 gründete sie die International League of Conservation Photographers, um eine Plattform für Fotograf*innen zu schaffen, die an Umweltthemen arbeiten, und etablierte damit das Feld und Konzept der Umweltfotografie als eigene Disziplin.

ZEITjUNG: In der ganzen Episode mit dir ist zu spüren, wie demütig du alle Lebewesen siehst, nicht nur, wenn du mit Haien im Wasser bist. Wenn es sich um diese Tiere dreht, schwingt oft viel Angst mit. Doch warum sind Haie so wichtig?

Cristina Mittermeier: Haie, genauso wie Moskitos oder Mäuse, haben alle einen Platz in der Nahrungskette und einen Platz im Ökosystem. Ein Teil davon, was wir als Menschen komplett verloren haben, ist, unser Verständnis davon, wie unser Planet funktioniert, und wie alle Spezies, die Blöcke in diesem Ökosystem bilden, eine Rolle spielen. Haie sind ziemlich wichtig, sie sind Prädatoren, aber auch Aasfresser. Das heißt, sie räumen den Ozean auf, sie suchen permanent nach toten Tieren, die sie dann essen. Und als Topprädatoren halten sie auch die Stabilität und das Gleichgewicht anderer Tierpopulationen aufrecht. Wir sind ziemlich effektiv darin, ganze Haipopulationen zu entfernen, und das ist zu unserem Schaden. Ein Ozean, der nicht mehr im Gleichgewicht ist, ist ein Ozean, der nicht produktiv sein kann. Auch wenn ich ab und zu ins Wasser gehe und einen großen Hai sehe – und das ist angsteinflößend, du begibst dich in die Nahrungskette – bin ich nicht allzu verängstigt, und niemand sollte das sein. Menschen sind nicht Teil ihres Menüs und die Attacken sind für gewöhnlich Fehler. Mehr Leute sterben durch Angriffe von Kühen und Pferden als von Haien. Wir müssen ihnen ein wenig Platz und Raum geben, weil es gut für uns ist.

ZEITjUNG: Wie konzentrierst du dich da auf das Fotografieren?

Cristina Mittermeier: Ich war schon hunderte, wenn nicht tausende Male, mit Haien im Wasser, und ich habe nie gefühlt, als wäre ein Hai hier, um mich anzugreifen. Haie sind neugierig, sie verwenden ihren Geruchssinn. Insbesondere Tigerhaie sind sehr schüchtern. Ich war schon im Wasser und wusste, da ist ein Tigerhai, ich sah, wie er in der Ferne kreist und langsam näher kommt, aber er war sehr schüchtern und neugierig. Denn für ein wildes Tier wie einen Hai ist es ein hohes Risiko, Kontakt mit einem Menschen zu haben. Haie wollen auch nicht verletzt werden und werden demnach nur angreifen, wenn sie fühlen, dass sie die Oberhand haben. Ich bin eine sehr aufmerksame Taucherin. Ich war schon im Wasser, während Haie Seelöwen oder andere Tiere angegriffen haben, und du kannst ihre Intention sehen, aber ich persönlich habe mich, ehrlich gesagt, nie in Gefahr gesehen. Ich denke, Haie wissen viel mehr, als wir ihnen zuschreiben.

Bilder, die einen Ehrfurcht lehren: Das Leben unter Wasser. Bild: Disney

ZEITjUNG: Fotografieren ist ja immer unvorhersehbar, aber inwieweit unterscheidet sich die Fotografie von Menschen davon, Tiere zu fotografieren?

Cristina Mittermeier: Ich habe schon auf so viele Arten fotografiert. Als ich sehr jung war und meine Karriere begann, fotografierte ich Hochzeiten, nur weil es eine gute Möglichkeit war, Geld zu verdienen, um meine Kameras zu kaufen. Und Bräute zu fotografieren ist wirklich angsteinflößend (lacht). Es gibt dir sehr viele der Werkzeuge und das Wissen an die Hand, das du brauchst, um unvorhersehbare wilde Tiere zu fotografieren (lacht). Ich halte mich nicht für eine Wildlifefotografin oder Menschenfotografin, ich bin einfach eine Fotografin. Und ich kann mich sehr glücklich schätzen, dass ich die Gelegenheit hatte, so viele verschiedene Situationen zu erleben, dass ich ganz einfach einen Menschen, ein Tier oder ein Gebäude fotografieren kann. Das ist wie einen Werkzeugkasten aus Techniken und Ideen zu haben, die du kennst und einzusetzen weißt. Wenn du dich also in einer bestimmten Situation wiederfindest, weißt du, wie du sie bewältigen kannst. Du hast sehr viel Wissen und Verständnis von deiner Ausrüstung, sodass du eine schöne Komposition erschaffen kannst, die interessante Lichtverhältnisse hat, oder irgendetwas, das Menschen innehalten und staunen lässt, wie die Fotografie enstanden ist.

ZEITjUNG: Mit deiner Fotografie erzählst du Geschichten, die zum Umdenken bewegen. Wie hast du über die Jahre den Einfluss der Menschen auf die Erde wahrgenommen?

Cristina Mittermeier: Das Traurige ist, dass diejenigen, die ein bisschen älter sind, und schon ein bisschen länger auf diesem Planeten sind, glücklich genug waren, ihn zu sehen, wie er noch nicht so zerstört war. Jetzt findet man überall Orte, wo Korallenriffe gestorben sind, wo das Wasser verschmutzt wurde, wo es Tiere gab, die jetzt nicht mehr da sind, und das ist traurig. Aber ich glaube, wir haben noch eine Chance, das richtig zu machen. Also fokussiere ich all meine Energie darauf, uns daran zu erinnern, dass wir nirgendwo anders hinkönnen. Das ist unser einziges Zuhause und wir können nicht länger darauf warten, dass Regierungen und Unternehmen alle notwendigen Maßnahmen ergreifen. Wir als Menschen müssen sehr laut darüber sprechen, auf welchem Planeten wir leben wollen. Dieser Sache widme ich meine Arbeit: Durch meine Fotografien in den Menschen diese Leidenschaft und das Verständis für unseren Planeten zu erwecken.

Welcome to Earth bietet atemberaubende Bilder. Bild: Disney

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Bildquelle: Disney