Frau und Mann liegen halbnackt im Bett

LiebesLeben: Offene Beziehung wieder schließen?

Katja malt mit Sprache Bilder auf ihre Wortleinwand. In ihrer Kolumne nimmt sie euch mit in ihr Atelier: Als absoluter Gefühlsmensch schreibt sie über die Liebe und das Leben – ein bisschen philosophisch und ein bisschen psychologisch, mit einem Hauch von Melancholie.

Wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Manchmal glauben wir, eine bestimmte Denkweise sei „in unserer Natur verankert“ – so gibt es Personen, die Monogamie für die einzig richtige Beziehungsform halten. Auf der anderen Seite gibt es genügend Leute, die voller Überzeugung behaupten, dass Menschen nicht für Monogamie geschaffen seien und Polygamie die Lösung aller Probleme darstelle.

Beide Gruppen haben zwar grundverschiedene Ansichten, aber trotzdem eine Gemeinsamkeit: Sie glauben an eine Art genetischen Code, der in uns verankert ist und uns dazu verdammt, monogam bzw. polygam zu leben. Der Natur wird hier ein deutlich höherer Einfluss zugeschrieben als der Kultur. Offensichtlich sind viele Menschen davon überzeugt, dass die Biologie und nicht die Sozialisation maßgeblich für die Art verantwortlich ist, wie wir (sexuelle) Beziehungen führen.

Ich persönlich empfinde diese Haltung als etwas weltfremd, denn tatsächlich hängen doch so viele Dinge davon ab, wie wir aufwachsen. Es beginnt damit, in welchem Land wir geboren werden, wer unsere Eltern sind, welche Bildung wir genießen und welchen Menschen wir im Laufe unseres Lebens begegnen.

Wer wäre ich heute, wenn ich nicht in Deutschland, sondern in Costa Rica geboren wäre? Wenn meine Eltern kaum Geld zur Verfügung gehabt hätten? Wenn ich nicht die Möglichkeit gehabt hätte, eine Schule zu besuchen? Wenn ich an einen anderen Freundeskreis geraten wäre? Ich glaube, dass ich eine vollkommen andere Person wäre und dass unsere Sozialisation dementsprechend einen riesigen Einfluss auf uns hat.

In Deutschland werden wir mit der Idee sozialisiert, dass Monogamie das einzig erstrebenswerte und normale Szenario sei. Bereits im Kindesalter schwärmen unsere Eltern uns von Hochzeit vor. Wir erleben die erste Beziehung unserer älteren Geschwister mit, hören sie von der einen großen Liebe sprechen. Unsere Tanten erzählen unseren Großeltern Geschichten von entfernten Bekannten, die „fremdgegangen“ sind und ihre Ehe für eine Affäre aufs Spiel gesetzt haben. Über die Jahre wird uns eingetrichtert: Es kann nur eine*n geben. In einem Herz sollte kein Platz für zwei oder drei Menschen sein. Uns wird beigebracht, dass es verwerflich ist, mehr als eine Person auf diese Weise gernzuhaben oder mit mehr als einer Person zu schlafen.