Carolin Kebekus. Bild: © Moritz Künster

Carolin Kebekus: Über Mädchenbanden und Frauenhass

Nun, die Antwort ist einfach: „Es kann nur die eine geben“ ist großartig!

Klar, Carolin Kebekus spricht in vielen Kapiteln altbekannte Themen an. Mom-Bashing hier und Frauenquote da, die Medizin hat keine Lust, Frauen als erwähnenswerte Wesen mit in die Forschung einzubeziehen und in Film und Fernsehen werden Frauen über fünfzig nicht besetzt. Es ist ein alter Schuh und doch gerade deswegen so wichtig. Denn offensichtlich hat sich seit dem ersten Aufschrei in all diesen Feldern ja bisher nichts getan.

Wie kann es sein, dass mich solche Themen langweilen, bevor sie behoben wurden?

Ich mein, ich BIN eine Frau. Mich betrifft der ganze Kram doch? Auch hierfür hat Kebekus Antworten. Und ganz ehrlich? Ich habe mich im Buch nicht nur an dieser Stelle ertappt gefühlt.

Carolin Kebekus legt den Finger in die Wunde. Es geht nicht darum, Männern die Schuld in die Schuhe zu schieben. Stattdessen hinterfragt sie eingespielte Verhaltensmuster, Aussagen, Einstellungen und Umgangsformen.

Das Buch gleicht einem Kahlschlag durch die Geschichte und alle Bereiche der Gegenwart, in der Frauen diskriminiert, benachteiligt oder runtergemacht werden. Hierzu ist das Buch in verschiedene Kapitel eingeteilt. Über Medizin, Medien und Mutterschaft bis hin zu Frauenhass und Framing. Doch sie bleibt nicht dabei, lediglich über Missstände aufzuklären, sondern bietet auch Lösungen an.

Und diese Lösungen bestehen für Kebekus vor allem in Solidarität und der Gründung von „Frauenbanden“. Denn egal welches Problem man betrachtet, es kann nicht sein, dass uns Frauen immer eingetrichtert wird, dass es in einer Gruppe von Männern nur eine Frau geben kann. Es sei einfach nicht genug Platz für mehr von uns. Dass das Quatsch ist, wissen wir auf der theoretischen Ebene wohl alle, doch so wirklich kapiert zu haben scheinen wir es nicht. Genau deswegen ist das Buch so wichtig! Weil wir es immer noch nicht begriffen haben und weil so eine kleine Erinnerung am Rande sicher nie schaden kann.

Die Methodik eines gut konzipierten Bühnenprogramms zieht also auch hier durch: Spannung aufbauen, bis sie nicht mehr aushaltbar ist und diese dann auflösen. Einfach großartig geschrieben. Mit Humor, Sarkasmus, ehrlicher Erschütterung, Wut, Verzweiflung, harten Fakten und der Erkenntnis, dass man nicht gegen die Jungs sein muss, um für die Mädchen zu kämpfen.

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Bildquelle: © Moritz Künster