Klara Deutschmann posiert auf dem Boden

Zwischen Kino, Fernsehen und Theater: Im Interview mit Klara Deutschmann

Was gefällt dir an der Schauspielerei?

Die Vielseitigkeit. Also sowohl im Sinne von den unterschiedlichen Möglichkeiten, die der Beruf bietet: Bühne, Film, Hörspiele oder wie jetzt Panelmitglied bei „Kaum zu Glauben“ zu sein. Als auch im Sinne des Verwandelns: Figuren zu spielen und dadurch Situationen zu erleben, ist das, was ich am aufregendsten finde. Es gibt einfach viele Möglichkeiten, die unterschiedliche Seiten des Berufs kennenzulernen.

Wurdest du im Laufe deiner Karriere viel mit Erwartungen konfrontiert Fußstapfen deiner Eltern zu füllen?

Als ich noch in der Schule war und die Theater-AG belegt habe, haben meine Mitschüler*innen manchmal gesagt: „Ist ja eh klar, dass dich das auch interessiert oder dass du das vielleicht ganz gut machst“. Danach habe ich das aber gar nicht mehr erlebt. Ich treffe in Berufskontext natürlich häufig Menschen, die meine Familie kennen. Irgendwer, der mit irgendwem von uns schon mal gearbeitet hat. Das ist auch schön und immer ein bisschen ein Heimatgefühl.

Das heißt, deine Eltern haben dich auch immer unterstützt selber den Weg als Schauspielerin zu gehen?

Genau, das wollte ich jetzt gerade sagen. Das war der Grund, warum sie darauf bestanden haben, dass wir, wenn wir den Beruf machen wollen, an eine staatliche Schauspielschule gehen sollten. Weil das Studium einen im Selbstbewusstsein und auch in dem Handwerk, was man erlangt, sehr stärkt. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte mit 15, 16 angefangen zu drehen und hätte dann vielleicht die ersten Jobs über meine Eltern bekommen, dann wäre der Beruf für mich viel mehr an die Kontakte meiner Eltern gekoppelt gewesen. Deswegen bin ich dankbar, dass meine Eltern uns unterstützt haben, aber eben vor allem darin unseren eigenen Weg zu gehen.

Hast du ein Lieblingstheaterstück?

Ich mag die Stücke von Anton Tschechow sehr gerne, aber ich habe kein einzelnes Lieblingsstück. Der Geschmack ändert sich ja auch ein bisschen, mit der Zeit, in der man lebt. Ich stelle mir immer wieder die Frage: Welche Geschichten müssen gerade erzählt werden und wie? Welche Stücke reproduzieren veraltete Gesellschaftsformen und -bilder, ohne sie in der Umsetzung kritisch zu hinterfragen. Wie können wir Sehgewohnheiten aufbrechen und neue Narrative schaffen?

Du bist ja auch im Vorstand des Bundesverbandes für Schauspiel. Was genau sind dort deine Aufgaben?

Ich bin die Repräsentantin für Bühne. Außerdem bin ich für das Ressort Diversität und Gleichstellung mit meinem Kollegen Antoine Monot zusammen zuständig. Wir sind zu siebt im Vorstand und jeder hat so ein bisschen seinen abgesteckten Rahmen, weil wir ansonsten überhaupt nicht hinterherkämen. Wir arbeiten alle ehrenamtlich im BFFS und parallel sehr viel in unserem Beruf. Im Bereich Bühne haben wir zum Beispiel gerade gemeinsam mit anderen Verbänden einen großen Etappensieg in Bezug auf gerechte Bezahlung erwirkt. Auch beim im Thema Diversität und Gleichstellung geht es voran…

Denn es ist ja auch genau die Debatte, was du gerade meintest: Was möchte man erzählen und wie will man Sachen erzählen. Wie geht ihr bei eurer Arbeit und Themenauswahl vor?

Vieles, was wir im Ressort bearbeiten, sind Bewegungen die gesellschaftlich gerade schwelen, wie #Metoo zum Beispiel. Die Filmbranche fungiert da oft gewissermaßen als Brennglas. Wir schauen uns also an, was sich gesellschaftlich gerade tut, wo uns auch selbst der Schuh drückt, kommen ins Gespräch mit Kolleg*innen, holen Erfahrungen ein. Was grundsätzlich all diesen unterschiedlichen Themen zugrunde liegt, ist Aufklärung und Sichtbarkeit.

Wie kam es, dass du im Bundesverband angefangen hast?

Seit ich am Theater angefangen habe, ist mir extrem entgegengesprungen, wie schwierig die Machtverhältnisse sind. Aber damals war Gewerkschaftsarbeit noch sehr weit weg in meinem Kopf, da wollte ich einfach ganz, ganz viel spielen. Später habe ich eine Serie gedreht, mit Michael Brandner. Der war damals im BFFS Vorsitzender und hat mich einfach peu-a-peu über ein Jahr mit dem Thema vertraut gemacht. Und ehe ich mich versah, war das Jahr rum und ich war im Vorstand. (Lacht)

Hast du selber denn auch mal Diskriminierung erlebt, wenn du gesagt hast, du hast es im Theater einmal beobachtet? Aber ist dasselbe auch begegnet?

Diskriminierung kommt häufig vor und ist auch mir schon passiert. Die Zeit, in der wir jetzt gerade leben, gibt die Möglichkeit, auch zu sehen, was schon passiert ist, was uns vielleicht in dem bestimmten Moment gar nicht so bewusst war. Es ist eine größere Sensibilität da und eine größere Aufmerksamkeit.

Du meintest, es hilft auch rückblickend Erlebtes besser einzuordnen oder gar erst als solches zu erkennen?

Genau. Ich finde, dass sich das wirklich extrem verändert hat, vor allem natürlich seit MeToo. Dass einem selber auch bewusst wird, was für Übergriffigkeiten stattgefunden haben, die man aber nicht als solche erkannt hat, weil darüber gar nicht gesprochen wurde, dass das vielleicht überhaupt nicht okay ist.


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Bildquelle: Jeanne Degraa