Mitte Zwanzig und gefühlt keinen Plan, wo man mit seinem Leben hinwill? Willkommen in der Quarterlife Crisis. Bild: Pexels

LiebesLeben: Quarterlife Crisis – Wenn die Zwanziger zur Sinnkrise werden

Sie sind aber nicht nur weniger gefestigt, sondern auch weniger festgefahren in ihren Beziehungen. Eigentlich ist gar nichts klar, jeden Tag kann sich etwas ändern. Manchmal geht es bergauf, manchmal geht es bergab, Monotonie ist ein Fremdwort. Wenn ich meine Beziehung in einem Satz zusammenfassen müsste, dann würde ich wohl sagen: Es wird auf jeden Fall nicht langweilig.

Als ich aus Leipzig zurück nach Berlin gefahren bin und wieder in meiner Bubble angekommen war, habe ich mich – wie so oft – gefragt, ob dieses Leben, das die Freund*innen von Paulas Mitbewohnerin führen, nicht eigentlich das ist, was man unter „normal“ versteht. Ob mein Leben und das Leben meiner Freund*innen nicht eigentlich auch so laufen sollte: eine Beziehung, die ebenso langjährig wie langweilig ist, gemeinsame Wohnungssuche, Verlobung. Irgendwann einen Hund adoptieren, später dann Kinderplanung und Hausbau.

Und vor allem frage ich mich nach Wochenenden wie dem in Leipzig, ob mein Leben und das meiner Freund*innen nicht eigentlich jetzt schon so laufen sollte. Ohne es zu wollen, fühlt man sich doch irgendwie unter Druck gesetzt. Eltern fragen „Wann kommen die Enkel?“, und überhaupt wird in der Familie ständig darüber gesprochen, wie es denn wohl mal sein wird, wenn man selbst Kinder hat. Die meisten meiner Freund*innen und ich wissen nicht einmal, ob wir überhaupt jemals Kinder wollen und fühlen uns der Sache so ziemlich genau zu null Prozent gewachsen.

Dasselbe gilt fürs Zusammenziehen. Vor kurzem habe ich gehört, wie eine Frau sich darüber beschwert hat, dass ihr Freund sich nach sieben Monaten Beziehung noch nicht vorstellen konnte, mit ihr in einer gemeinsamen Wohnung zu leben. Und um ehrlich zu sein, verstehe ich den Reiz daran überhaupt nicht mehr. Mit meinem ersten Freund wollte ich auch unbedingt zusammenziehen, und zwar am besten so schnell wie möglich, aber mittlerweile kann ich den Gedanken tatsächlich nicht mehr nachvollziehen. Was bringt das alles auch, außer man plant, gemeinsam Kinder zu bekommen?

Anstatt sich zumindest ein bisschen Raum zum Vermissen geben zu können und sich wirklich zu freuen, wenn man sich wiedersieht, wird man gegenseitig zur Normalität, zur Selbstverständlichkeit, zu etwas, das man aus diesem Grund kaum noch richtig schätzen kann.