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Die altruistische Ader

Kein rein menschliches Phänomen

Altruismus ist in der Natur nicht so weit verbreitet: Ein Quokka-Weibchen etwa – ihr wisst schon, diese süßen Beuteltiere, die für ihr unentwegtes Lächeln bekannt sind – wirft bei Gefahr durch ein Raubtier ihr eigenes Baby aus dem Beutel, um sich selbst zu retten. Eine höchst egoistische Aktion, die aus Sicht der Evolution jedoch zu funktionieren scheint.

Das genaue Gegenteil lässt sich bei einigen Oktopusarten beobachten. Nach der Eiablage stellen die Weibchen das Schlafen und Fressen komplett ein, um ihr Gelege zu beschützen. Die Selbstaufopferung lohnt sich jedoch, wenn hunderttausende Jungtiere sicher auf die Welt kommen. Dieses Verhalten beinhaltet für das Weibchen selbst keinen Gewinn, doch kommt mit einem großen Verlust daher – es stirbt an Hunger uns Erschöpfung. Als Rabenmutter wäre ihr persönlich wohl besser gedient.

Eine Zeit der Gleichgültigkeit

In unserer heutigen Gesellschaft werden altruistische Handlungen gefühlt immer seltener. Alles muss sich irgendwie lohnen, Zeit ist Geld und Mehraufwand wird häufig als Verschwendung wahrgenommen. Wer in einer Misere steckt, ist noch dazu selbst schuld – und wo keine Schuld, da keine Verpflichtung.

Die Gesellschaft ist in den Köpfen vieler eine abstrakte Masse, zu der wir keinen Bezug mehr haben und ich gehöre auch oft zu diesen Köpfen. Ich bin selber überwältigt, wenn ich mir dessen mal wieder bewusst werde: „Oh Shit, die Person im Fernseher, der Typ vom Lieferdienst und die Nachbarin von nebenan – das sind ja alles Menschen wie ich! Individuelle Personen mit individuellen Problemen, Erlebnissen und Tragödien sowie glücklichen Momenten, Freunden und Familie.“

Wenn sich also das nächste Mal die Gelegenheit ergibt, biete deine Hilfe an. Ich bin letztens an einem Parteistand vorbeigegangen, der wortwörtlich vom Winde verweht wurde. Das war keine Partei, die ich wählen würde und mir hätte es wohl niemand übel genommen, wenn ich einfach weitergelaufen wäre. Stattdessen habe ich den beiden Herren am Stand meine Hilfe angeboten und was soll ich sagen – ich erinnere mich auch jetzt noch mit einem Lächeln daran, fast eine Woche später. Es ist also kompletter Quatsch zu sagen, es „mache keinen Unterschied“ oder es „bringe dir nichts“, denn das tut es.

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