Eine junge Frau liegt im Trainingsanzug auf dem Bett und schaut auf einen Laptop

Schönsein in der Corona-Pandemie: Wird Aussehen überbewertet?

Selbstoptimierung in der Pandemie

Das wir den Fängen der Schönheitsindustrie und ihren gesellschaftlichen Normen nicht gänzlich entkommen können, zeigt sich auch in der Pandemie. Selbstoptimierung ist in Zeiten von Ausgangssperren, Kontaktbeschränkungen und Home-Office eines der letzten Hobbys, das uns bleibt: Viele Menschen flüchten sich in einen regelrechten Homeworkout-Wahn oder bestellen wöchentlich Klamotten im Wert von 200 Euro – alles nur, damit uns andere in ein paar Wochen oder Monaten Komplimente zusprechen können. Dieses Verhalten kann durchaus krankhafte Züge annehmen, wie aktuelle Statistiken beweisen: Die Zahl der Essstörungen hat vor allem bei jungen Menschen während der Corona-Krise deutlich zugenommen. Dass die soziale Isolation auch negative Auswirkungen auf unser Selbstbewusstsein haben kann, liegt unter anderem daran, dass uns die Bestätigung anderer Menschen fehlt. Wer vor der Pandemie mit einem neuen Kleidungsstück oder einer frischen Frisur ins Büro kam, durfte sich oft von allen Seiten Schmeicheleien anhören – Sätze wie „Das steht dir aber gut!“ oder „du siehst heute wirklich toll aus“ fehlen uns im Corona-Alltag. Zudem hat man momentan Zeit, sich intensiver mit dem eigenen Körper auseinanderzusetzen. Das kann einerseits positive Effekte mit sich bringen, andererseits aber auch dazu führen, dass man zu selbstkritisch wird und jeden Tag einen neuen Makel an sich entdeckt.

Auch während der Pandemie sind wir also nicht frei von Vorurteilen und unerfüllbaren Ansprüchen an uns selbst. Solange Schönheitsideale existieren, wird ein Großteil der Menschen versuchen, sich an sie anzupassen. Leider hat der*die Einzelne nicht genug Macht, um dieses Wertekonstrukt vom einen auf den anderen Tag umzukrempeln. Dennoch können wir alle den ersten Schritt gehen und die Anti-Perfektions-Vibes der letzten Monate in die kommende Zeit übertragen. Vielleicht lässt sich durch die Krise so doch etwas bewegen – die Hoffnung stirbt jedenfalls zuletzt.

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Bildquelle: Tim Samuel on Pexels, CCO-Lizenz