Zwei Frauen lesen

Lesen, macht man das überhaupt noch?

Wann hattet ihr das letzte Mal ein Freizeit-Buch in der Hand? So richtig, aus echtem Papier, mit dem typischen Buchgeruch und ohne wichtigen Inhalt, den man noch schnell für die nächste Klausur reinprügeln muss. Bei mir ist es gar nicht so lange her, aber leider jetzt auch nicht erst letzte Woche.

Ich finde Lesen toll. Man taucht in Geschichten von ganz unterschiedlichen Menschen ein und kann für eine kurze Zeit seine eigenen Probleme liegen lassen und sich mit dem Leben der Hauptfigur beschäftigen. Man weint, man lacht und man ist im besten Fall so gefesselt, dass man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Das beste an Büchern finde ich allerdings, dass man sich die Dinge noch selbst vorstellen und mit seiner eigenen Fantasie eine Welt erschaffen muss, die von Leser:in zu Leser:in unterschiedlich ist und nur im eigenen Kopf Sinn ergibt.

Im Fernsehen ist alles bereits festgelegt. Jeder Charakter und jeder Ort sieht eben so aus, wie die Produzent:innen sich ihn vorstellen. Ich habe schon oft ein Buch gelesen bevor ich den dazugehörigen Film gesehen habe und war anschließend enttäuscht oder überrascht, dass die Personen und Kulissen sich im Film so sehr von dem unterscheiden, wie mein Gehirn sie sich zusammengesponnen hat. Manchmal ist es total cool, visuell zu sehen, was man sich da so die ganze Zeit vorstellt und manchmal hätte ich es lieber bei meiner Version belassen.

Da ist natürlich jeder anders und es gibt Menschen die haben es probiert und anschließen heraus gefunden, dass Lesen eben einfach nichts für sie ist. Ich persönlich finde das sehr schade, aber merke natürlich auch selbst, dass ich in meinem Alltag deutlich weniger lese, als ich es vielleicht gerne tun würde.

Man sagt immer, man hat keine Zeit zum Lesen, während man jeden Abend Stunden vor Netflix verbringt. So viele Menschen hätten so viel mehr Zeit für Dinge wie Lesen, wenn sie ihr Handy öfter mal aus der Hand legen würden. Mir geht es genauso und mal eben den Fernseher anmachen und sich berieseln zu lassen, ist eben auch einfach nicht so fordernd, wie zu lesen und in eine Geschichte einzutauchen.

Aber woran liegt das? Warum lesen Menschen weniger oder zumindest nicht mehr so viel wie früher?

Durch das vielfältige Medienangebot haben klassische Medien ihren Reiz verloren. So auch die Bücher. Es gibt super viele Alternativen und für Viele sind visuelle oder audio Angebote einfach attraktiver. Denn wieso sich mühsam etwas vorstellen, was man einfach im Internet finden kann?

Menschen sind eher auf der Suche nach Informationen und Neuigkeiten, anstatt sich auf eine Geschichte einzulassen. Auch das Bildungsmilieu in denen die Jugendlichen und jungen Erwachsenen aufwachsen oder aufgewachsen sind, beeinflusst ihre Lesekompetenz und auch die Motivation ein Buch in die Hand zu nehmen.

Zusätzlich geht die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen durch den ständigen Medienkontakt und die schnelllebigen Benutzeroberflächen, auf denen Inhalte höchstens drei Sekunden betrachtet werden, immer weiter zurück. Vor allem junge Menschen sind es nicht mehr gewohnt, sich länger auf etwas zu konzentrieren, wodurch Lesen und das Beschäftigen mit ein und derselben Sache für eine längere Zeit ungewohnt und schwierig geworden ist.

Irgendwie schade oder?

Ich finde beim Lesen hält man für einen kurzen Moment das Leben an und kann zur Ruhe kommen.  In unserer schnelllebigen Welt mit unfassbar vielen unterschiedlichen digitalen Unterhaltungsangeboten ist es doch vielleicht auch mal schön sich mit etwas zu beschäftigen, was nicht nach drei Sekunden verschwunden ist.

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Bildquelle: pexels von Monstera, CC0-Lizenz