Mann mit Mikrofon; Quelle: Pixabay

Von Gucci-Rap und Markenwahn

Gucci-Gang, Roli am Arm und die AK schön in die Louis-Vuitton-Handtasche: Wer Markenkleidung trägt, hat es im Bizz bis ganz nach oben geschafft. Das ist es zumindest, was uns einige Influencer*innen und Rapper*innen gerne verkaufen wollen.

„Ich hab, ich hab Style und das Geld; ich hab alles, was den F*tzen so gefällt“: Diese Zeile stammt von Satiriker, Vollzeit-Clown und Teilzeit-SPD-Chef Jan Böhmermann. Mit dieser Zeile trifft er genau den Zeitgeist eines Großteils heutiger Mainstream-Rapmusik. Videos von heue sind oft vollgestopft mit Louis-Bags und Gucci-Pullis und in jeder dritten Zeile fällt irgendein bekannter Markenname.

Zu diesem Artikel inspirieren ließ ich mich durch die Kolleg*innen von STRG_F. An dieser Stelle also lieben Dank für das tolle Video. Checkt es ruhig aus, wenn ihr mehr über die wirtschaftlichen Dimensionen dieses Phänomens wissen wollt:

Da dort bereits großartige Arbeit geleistet wurde, will ich die Thematik von einem anderen Blickwinkel betrachten. Da ich nämlich selbst ein großer Fan von Deutsch-Rap bin und kaum andere Musik höre, will ich hier mehr auf die Auswirkungen in der Musik selbst und auf die Botschaft eingehen, die Musiker*innen damit bewusst oder unbewusst an ihre Zuhörer*innen senden.

Rap und das Geheimnis des Erfolgs

Ob du nun Fan bist, mit Rap oder auch nur einzelnen Rapper*innen so gar nichts anfangen kannst, eines können wir den größten Player*innen im Deutsch-Rap nicht absprechen: Ihren Erfolg. Denn in vielen Fällen sind es eben nicht die Kinder aus der gut situierten Akademikerfamilie, die zu rappen anfangen. Viele Rapper*innen sind zum Inbegriff für sozialen und finanziellen Aufstieg geworden. Und auch wenn ich immer sehr vorsichtig mit dem Begriff der „Vorbildfunktion“ im Bezug auf Rapper*innen bin (das sollten IMMER Eltern, Erzieher*innen oder Lehrer*innen sein; ganz besonders bei Fragen der Moral), so werden sie doch zu Hoffnungsträgern, besonders für Kinder und Jugendliche aus ärmeren Verhältnissen.

Dabei wandert der Kern der Aussage immer weiter weg vom „Gib ’nen Fick darauf, was die Leute über dich sagen und mach dein Ding“, also dem persönlichen Wachstum und dem Überwinden von Hindernissen, hin zu Statussymbolen: „Meine Uhr kost fünftausend Euro, du Lellek!“.

Erfolg verkommt zu einem an materiellem Gut messbaren Konzept, zum Geschacher um Aufmerksamkeit und zu einer Frage des Geldes. Und Geld ist eine Sache, an der es Rap-Hörer*innen aus prekären Verhältnissen oft mangelt. Was tut man da also? Man greift zu Fälschungen oder „gönnt“ sich mal ein völlig überteuertes Teil. – Scheiß drauf, ob es den finanziellen Ruin bedeutet. „Fake it ‚til you make it“ lautet die Devise, äußere Präsentation geht über innere Werte.