Mann mit Mikrofon; Quelle: Pixabay

Von Gucci-Rap und Markenwahn

Früher war alles besser! (Im Ernst jetzt)

Es gibt viele Gründe, wieso ich mich in Rap verliebt habe: Zum einen ist es der Humor, klar. Mit dem richtigen Flow, einem guten Reim und der „Alles ist erlaubt“-Attitüde können im besten Fall kleine Meisterwerke entstehen, im schlimmsten Fall Meme-würdiges Lachflash- oder Stirnrunzel-Material. Rap kann eine Bandbreite abdecken, mit der meiner Meinung nach kaum ein anderes Musikgenre mithalten kann. Ein ums andere Mal übertreffen sich Rapper*innen gegenseitig in ihren (bitte rein musikalischen) Schock-Momenten, mit Wortspielen, schwärzer als schwarzer Humor oder abgefahrenen Reimketten: Mittels Rap kann ich Menschen auf so viele verschiedene Arten figurativ umbringen, demütigen und beleidigen – der Überraschungsfaktor macht einen großen Teil dessen aus, wieso diese Musik für viele funktioniert. Es gehört aber auch ein gehöriges Maß an Kreativität dazu, um auf dem schmalen Grad zwischen Geschmacklosigkeit und Gewieftheit zu balancieren.

„Die erste Person, die Herz auf Schmerz gereimt hat, war ein Genie. Die zweite Person ist eine Copycat“

Wenn sich jedoch alles allein darum dreht, wie es jemand „geschafft hat“ und er oder sie nun nur noch stolz Markenklamotten und teure Autos in die Kamera hält, dann fehlt das Element der Unberechenbarkeit und Rap verkommt zu einem leicht reproduzierbaren Einheitsbrei mit einer einzigen Message: „Du hast es erst im Leben zu was gebracht, wenn du den teuren Benz in der Garage und die gesamte Gucci-Kollektion im Kleiderschrank hast.“.

Und ich schwöre: Lieber mache ich einen Bungee-Sprung über einem Teich voller Krokodile, als mir noch einen Track anzuhören, in dem das Wort „Gucci-Gang“ knapp zehnmal wiederholt wird und ich mir dann noch mehr plumpe Angeberei und Markenwerbung auftischen lassen muss. Ich habe auch meine Standards.

Hörst du diesen Beat? Nein, nur ich? Egal, weitere Musikthemen findest du hier:

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Bildquelle: Pixabay; CC0-Lizenz