Paar, das eng umschlungen auf dem Boden sitzt

LiebesLeben: Sind wir für andere Menschen verantwortlich?

Ich bin immer wieder schockiert davon, dass so viele Menschen nicht den Mumm haben, zu jemandem hinzugehen, der auf der Straße einen halben Zusammenbruch erleidet – oder noch schlimmer: der sich in einer akuten Bedrohungssituation befindet. Zivilcourage sollte keine Besonderheit, sondern eine Selbstverständlichkeit sein.  

Also ja: Wenn ich der Überzeugung bin, dass wir alle einen Teil der Verantwortung für Menschen übernehmen sollten, die wir noch nicht einmal kennen, dann bin ich natürlich erst recht der Meinung, dass wir eine Verantwortung für die Menschen tragen, die wir lieben.

Damit meine ich nicht, dass wir uns anmaßen dürfen, andere zu bevormunden. Jeder Mensch sollte frei entscheiden und niemand hat das Recht, jemandem vorzuschreiben, was er zu tun oder zu lassen hat, was gut oder schlecht für ihn ist. Natürlich ist am Ende jede*r in erster Linie für sich selbst verantwortlich.

Aber: Ich wünsche mir, dass wir alle mehr aufeinander achten. Wir sollten mehr füreinander da sein.

Und ja: Freund*innen sollten das erst recht tun – vor allem, wenn sie dir sagen, dass sie „immer für dich da“ sind. Denn meiner Meinung nach tragen alle mir nahestehenden Menschen eine gewisse Mitverantwortung für mein Wohlergehen.

Und anstatt beschissenes Verhalten von Freund*innen zu akzeptieren und uns mit weniger zufriedenzugeben, als wir verdient haben, sollten wir unseren Wert kennen und darauf bestehen, dass wir auch entsprechend behandelt werden.

Denn wenn Menschen, die uns lieben, nicht für uns da sind, wenn wir sie brauchen – was meinen sie dann überhaupt, wenn sie sagen, dass sie uns lieben?

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Bildquelle: Jessica Ticozzelli on Pexels; CC0-Lizenz