Die Mongol Rally: Zwei Jungs, eine Schrottkarre und ihr Trip durch die Mongolei

Von Lorraine Wenzel

Zwei Männer, nichts außer einem alten rostigen Auto, Camping Equipment, Dosenfutter und der Wildnis. Hört sich nach einem Abenteuer an? Nimm das kleine Detail hinzu, dass du von London über die Türkei, den Iran und Usbekistan in die Mongolei kommen musst. Und, dass du das Ganze innerhalb eines bestimmten Zeitraums schaffen sollst. Und, dass du keine Ahnung hast, wie du ein Auto reparierst oder auf die Jagd gehst. Abel und Luca, zwei Studenten aus den Niederlanden, haben genau das letztes Jahr gewagt und zwar nicht nur als Abenteuer-Urlaub, sondern als PR-Projekt und Charity-Event. Im Juni geht die Mongol Rally 2017 in die nächste Runde und die beiden erzählen von ihrem Abenteuer.

 

Du hast keine Ahnung was die Mongol Rally ist? Here we go!

 

Man fährt 10.000 Meilen durch die Berge, Wüsten und Steppen Europas und Asiens mit einem Auto, das man möglichst für unter 15€ auf dem Schwarz Markt gekauft hat. Start ist in London, das Ende in Ulaanbaatar, Mongolei.

Es gibt nur drei Regeln:
1. Das Auto: Small and shitty.
2. Du bist allein, also: Ich und mein Team!
3. Rette die Erde!

Warum man sowas macht? „Erstmal die packende Idee einfach Richtung Norden loszuziehen, ohne Karten, ohne Hilfe, ohne Kontrolle des Risikos. Einfach das pure Erleben der Gegenwart“, erzählt Luca und lacht.

 

Zum ersten Mal startete die Mongol Rally 2004 mit sechs Teams. Seitdem ist das Ganze ein absoluter Selbstläufer. Im Jahr 2007 war die Anzahl der Anmeldungen weitaus höher als der Veranstalter The League of Adventurists International Ltd es hätte vorausahnen können: Die ersten 100 Plätze waren in 22 Sekunden weg. Selbst Celebrities wie Jack Osbourne waren Teil des Spektakels. Im letzten Jahr gingen dann Abel und Luca an den Start. „Erst dachte ich, es ist die dümmste Idee ever. Dann die beste unseres Lebens“, grinst Abel.

 

Money, Money, Money must be funny in a rich men´s world

 

Jeder, der an der Rally teilnimmt, muss 1000 £ spenden. 500 £ gehen dabei an Cool Earth, einer Umwelt-Organisation, die mit Einheimischen zusammenarbeitet, um den Regenwald zu schützen. Wohin die anderen 500 £ gespendet werden, bleibt den Teilnehmern überlassen. Abel und Luca entschieden sich für MS Research. Beide haben Fälle von Multiple Sklerose in der Familie, einer Autoimmunkrankheit, die das zentrale Nervensystem angreift. Zusätzlich zu den Spendengeldern, muss man aber auch noch Geld für das Auto, Visa und Flüge aufbringen. Alles in allem waren etwa 10.000 € nötig. Kein Betrag, den man mal eben so in der rechten Hosentasche hat. Also haben Abel und Luca ihr Abenteuer kurzer Hand zu einem PR-Projekt gemacht – mit dem Ziel die Rally crowd funden zu lassen. Und…es hat funktioniert: 14.000 € sind insgesamt zusammengekommen.

 

Adventure is out there

 

Mal abgesehen von dem zu Erwartenden, wenn man zu zweit, ohne Sprach- und Landeskenntnisse durch halb Asien reist, ist auch sonst nicht alles Fun and Games. Keine der Routen ist wirklich sicher. Raubüberfälle, Schäden am Auto und kleinere Verletzungen der Teilnehmer gehören dazu. Lucas Tipp? „Das allerwichtigste: Überleg dir gut, wen du mit auf die Reise nimmst. Zweitens: Kenn dein Auto. Das heiß nicht, dass du alles über die Mechanik wissen musst, auch, wenn das durchaus seine Vorteile hat. Sondern zu wissen, wie es bei bei unterschiedlichen Wetter-, und Straßenbedingungen reagiert und was es generell so für Geräusche macht.“

Das Auto, oder viel mehr alle nötigen Papiere, um mit ihrem Fiat Panda über die verschiedenen Grenzen zu kommen, war auch das, was am meisten Arbeit und Mühe gekostet hat. Apropos Grenzen: Dort gab es generell jede Menge Ärger. Die schlimmsten Erfahrungen hatten sie an der iranisch-turkmenischen Grenze. Mal abgesehen von den Unmengen an Geld, die sie an den goldbezahnten Grenzchef abdrücken durften, wurden die Studenten stundenlang getrennt, „um psychologischen Druck auszuüben“, erklärt Luca. Währenddessen räumte ihnen „eine Gruppe von Teenager-Soldaten“, wie Luca sie nennt, das Auto aus. Stundenlang wurden die beiden nach Waffen und Drogen gefragt. „Als ob mir beim sechsten Mal einfallen würde, dass wir doch etwas dabei hätten“, sagt Abel.

 

Nicht gerade der höchste Fun-Faktor

 

Von Turkmenistan ging es weiter nach Usbekistan. „Ohne die Rally würde ich wahrscheinlich nie an diese Orte kommen, aber genau das ist der Spaß,“ war Abels Statement vor dem Start der Rally. Usbekistan hatte allerdings nicht gerade den höchsten Fun-Faktor. Über Tashkent, die Hauptstadt, sagt Abel: „Es gibt hier nicht die Gastfreundschaft, die wir vorher erlebt haben. Stattdessen hast du die männliche Grobheit der Sowjets gemischt mit einer „nichts-ist-erlaubt“-Mentalität strikter muslimischer Staaten.“ Kurzum, die beiden haben das Land gehasst und wollten es so schnell wie möglich wieder verlassen.

Generell ist ihnen aber wahnsinnig viel Gastfreundschaft begegnet. Angefangen bei Menschen, die ihnen die Stadt gezeigt und das Land erklärt haben bis hin zu einem Dach über dem Kopf und kostenlosem Essen. Vom Iran, seiner Landschaft und seinen Menschen waren beide restlos begeistert. „Eine der Familien wollte unbedingt, dass ich ihre Tochter heirate“, lacht Luca. „Direkt am Straßenrand.“
Als die letzte Etappe in Richtung Mongolei angebrochen war, brachte die mongolische Regierung ein neues Gesetz raus: Jeder, der mit einem ausländischen Auto einreisen will, muss eine Kaution hinterlegen, um sicherzustellen, dass das Auto nicht zurückgelassen wird. 5.000€ Cash – ein mongolisches Jahresgehalt. Cash. An einer Grenzkontrolle. Die beiden haben sich dagegen entschieden und sind stattdessen 4500 km durch Russland zurück in die Niederlande gefahren. Mongol Rally Adé!

Aber die Idee hinter der Rally ist eh, so viele Abenteuer wie möglich zu erleben und gleichzeitig etwas Gutes zu tun. Ob sie es wieder machen würden? „Definitiv. Der Grund ist so einfach wie simpel: Tausende von Kilometern on the road, gibt dir das Gefühl lebendig zu sein. Vielleicht liegt es am Abenteuer, was auch immer das heißen mag,“ grinst Luca.