Junge Frau die in ihrem Zimmer auf dem Boden sitzt

Probleme mit Anfang 20: Zwischen Erwachsenwerden und Pubertät 2.0

Dinge dürfen sich schwer anfühlen

Und dann wäre da noch die Sache mit der persönlichen Weiterentwicklung. Meine frühere Vorstellung von einer 22-Jährigen steht in völligem Widerspruch zu meiner jetzigen Erfahrung. Als meine große Schwester Anfang 20 war, wirkte sie, als hätte sie ihr Leben vollkommen im Griff, und vor allem, als wäre sie irgendwie mit allem fertig. Keine gravierenden Umbrüche mehr. Damals dachte ich, Veränderung wäre etwas, was man vor allem mit 14, 15 oder 16 durchmacht.

Aber gefühlt habe ich in den letzten Jahren viel mehr Veränderungen erfahren und mich viel mehr Herausforderungen stellen müssen als in der Pubertät. Da waren plötzlich Fragen über Fragen: Kann ich mein Studium abbrechen, ohne dass meine Eltern mich enterben? Wie schreibe ich eine Bewerbung? Wie präsentiere ich mich in Gesprächen? Wie wirke ich? Ich habe innerhalb der letzten drei Jahre sechs verschiedene Praktika und Jobs gemacht. Die vielen verschiedenen Eindrücke haben mir so viel beigebracht, aber bequem war das nicht unbedingt. Jedenfalls nicht immer.

Und auch abseits von dieser ganzen beruflichen Schiene sind die Zwanziger bisher eine wahnsinnig prägende Zeit für mich gewesen: Schulfreundschaften zerbrechen, neue Freundschaften entstehen. Die erste Beziehung scheitert. Andere Typen kommen und gehen. Interessen ändern sich, man entwickelt neue Routinen und setzt eigene Prioritäten. Man legt alte Vorstellungen ab, die man von seinen Eltern beigebracht bekommen und verinnerlicht hat – weil man plötzlich feststellt, dass man vielleicht gar nicht nach diesen Regeln und Normen leben will, die die Generationen vor uns etabliert haben.

Zusammenfassend könnte man sagen: Wir lernen, so zu leben, wie wir wollen. Und das ist wahnsinnig cool. Ich bin extrem dankbar dafür, diese Freiheit zu haben. Aber trotz allem sind Wachstum, Veränderungen und Entscheidungen eben oft kompliziert. Manchmal fühlen wir uns überfordert, ausgelaugt und fertig mit der Welt und uns selbst. Und das ist ok – auch wenn wir gerade mitten in unseren Zwanzigern, der vermeintlich besten Zeit unseres Lebens, stecken. Dinge dürfen sich schwer anfühlen, auch wenn sie für Außenstehende leicht scheinen.

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Bildquelle: Anna Shvets on Pexels; CCO-Lizenz