Frau taucht im Meer. Bild: Pexels

Liebeserklärung an: Das Skinny Dippen

Es sind die kleinen Dinge, die uns unseren tristen Alltag versüßen und das Leben ein bisschen besser machen. Ob es hübsche Gänseblümchen sind, die am Straßenrand wachsen oder eine Kugel deiner liebsten Eissorte – wir alle haben kleine Muntermacher in unserem Alltag, über die wir nur selten ein Wort verlieren. Das soll sich jetzt ändern! Wir bieten euch eine Liebeserklärung an die kleinen Dinge, die uns in stressigen Situationen retten, an schleppenden Tagen motivieren oder uns die guten Tage versüßen!

Die Sonne knallt an einem heißen Sommertag ohne Gnade vom Himmel. Dieser strahlt in einem blau, als hätte man ihn gerade frisch angestrichen. Ein paar weiße Schäfchenwolken sind ein strahlend heller Kontrast. Wir laufen einen Feldweg entlang, die T-Shirts kleben verschwitzt an unseren Rücken, genauso wie die Haarsträhnen im Gesicht. Ein staubig trockener Wind umweht uns. Der ist aber heiß und bringt keinerlei Abkühlung. Nach einer Kurve glitzert es zwischen den grünen Blättern der Bäume: Es ist das Wasser eines kleinen Sees. Der Schritt wird zielstrebiger, das Ziel ist in Sicht. Am Ufer angekommen, werfen wir die Rucksäcke achtlos auf die Erde, entledigen uns aller Klamotten, kichern und waten ins Wasser. Wir spritzen uns gegenseitig nass und es dauert nicht lange, bis alle vollständig im Wasser sind. Die Hitzemüdigkeit ist auf einen Schlag verschwunden, wir fühlen uns lebendig und frei. Was ist es, das dieses nackte gemeinsame Baden so magisch macht?

Skinny dippen – also nackt baden zu gehen –  ist, wenn es nicht gerade am FKK-Strand passiert, meist etwas Spontanes. Nachts am See, lange nachdem die letzten gegrillten Paprikas vom Barbecue aufgegessen sind, überfällt jemanden die unbändige Lust, noch einmal ins Wasser zu springen. Und diese Lust ist ansteckend, sie ist die Lust am Leben. Skinny dippen hat keinen besonderen Sinn, es ist etwas, das wir aus reiner Freude tun. Nachts schwimmen und dabei die Sterne und den Mond betrachten. Es ist etwas Besonderes, etwas das wir nicht jeden Tag tun.

Dieses Gefühl, nackt ins Wasser zu waten, birgt den Hauch von etwas Verbotenem. Es ist aufregend, irgendwie ein klein wenig außerhalb der Komfortzone, vor Freunden nackt zu sein und auch sie nackt zu sehen. Und dabei hat diese Nacktheit nichts Sexuelles, sondern etwas Natürliches, Ursprüngliches.

Nacktbaden bringt ein ultimatives Freiheitsgefühl. Wenn wir irgendwann alt und rostig sind, werden wir mit einem verschmitzten Lächeln an die Sommer unserer Jugend zurückdenken und dabei wahrscheinlich eine Szene im Kopf haben, bei der eine Gruppe guter Freunde sorglos nackt in einem See planscht.

Und nicht nur Seen eignen sich für diese wunderbare Aktivität. Der Wasserfall auf der Sommerwanderung? Eine gern genutzte Abkühl- und Duschgelegenheit! Der eiskalte Bergfluss, der Schmelzwasser führt? Eine Herausforderung, der man sich eben stellt. Skinny dippen plant man nicht, man macht es einfach. Es gehört zu diesen zauberhaften Momenten im Leben, in denen sich einfach alles ergibt und für einen Moment alles genau so ist wie es sein soll. Ohne Klamotten, ohne Handy, ohne irgendwas. Alles was wir in diesem Moment brauchen sind wir.

Die Tatsache, dass wir uns nackt ins Wasser wagen und auch nackt vor anderen zeigen, ist Beweis dafür, dass wir uns wohl mit uns selbst fühlen und mit unseren Körpern. Wir haben nichts zu verstecken, wir müssen uns nicht schämen für unsere Genitalien, die fälschlicherweise „Schambereich“ heißen. Und wir müssen uns genauso wenig Gedanken darum machen, ob unsere Körper fit und in Form sind oder ob unser Bikini modisch genug wäre. Für Selbstzweifel ist beim skinny dippen kein Platz.

Das Nacktbaden ist ganz weit weg von stressigem Alltag, Deadlines und anderen Sorgen. So weit weg, wie es nur sein könnte. Wenn man danach in der Sonne liegt und sich wieder aufwärmt, aufs glitzernde Wasser schaut und der Atem noch schnell geht, dann ist da nur Raum für das Gefühl von Sommer, Freiheit und Glück.

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Bildquelle: Leticia Azevedo von Pexels; CC0-Lizenz