Vans auf einer Klippe am Meer. Bild: Unsplash

Warum Vanlife, Backpacken & Co. gar nicht so romantisch sind

Womit wir bei der nächsten Herausforderung des Campens und Backpackens gelandet wären. Die wenigsten Vans und Zelte haben eine Dusche oder Toilette. Wer also Wert auf eine morgendliche Hygiene-Routine legt, muss umplanen. Wer im Van oder im Zelt reisen will, muss sich darauf einstellen, auch mal fünf Tage keine richtige Dusche zu haben und sich mit dem Bad im Meer oder im Fluss zufriedengeben. Man muss fettige Haare und ein wenig Eigengeruch aushalten können. Und auch ein sauberes Klo ist nicht immer direkt verfügbar. Manchmal muss man lange suchen, bis sich eins findet, oft muss man eben in die Büsche pinkeln. Wem das Unbehagen bereitet, der sollte vielleicht doch einfach einen Campingplatz oder eine Unterkunft bezahlen.

Komplizierter wird es auch, wenn man eine Stadt besuchen möchte. Parkplatzsuche mit einem so großen Gefährt wie einem Van ist nämlich alles andere als Spaß. Außerdem schwingt je nachdem wo man unterwegs ist auch die Sorge mit, dass der Van oder das Auto aufgebrochen werden könnte. Man schleppt also alle Wertsachen mit durch die Stadt und hofft, dass alles gutgeht. Es werden unter Backpackern nämlich nicht nur Geschichten erzählt, dass Wertsachen aus dem Van verschwinden, sondern manchmal verschwindet auch das ganze Gefährt.

Das Genie beherrscht das Chaos – oder?

Eine weitere Herausforderung, die sowohl Reisende im Van als auch im normalen Auto kennen: das Chaos. Auf längeren Reisen hat man viel Gepäck. Man möchte schließlich für jedes Wetter gewappnet sein, authentische Vanlifer müssen natürlich auch surfen und außerdem müssen Kochutensilien und Lebensmittel transportiert werden. Wer da nach ein paar Wochen on the road nach diesem einen T-Shirt oder nach der Basecap sucht, wird einige Zeit brauchen, um fündig zu werden. Dieses Chaos ist außerdem meist ein ziemlich dreckiges. Je nach Reiseregion findet sich auf den Sitzen und auf dem Boden wahlweise Sand, Erde, Kiesel, Blätter, Tannennadeln oder gleich eine wilde Mischung aus allem.

Dieser Dreck schafft es wirklich bis an die allerletzten Orte, auch in die Kochutensilien. Man muss den extra Crunch, den der Sand dem Couscoussalat verleiht, schon mögen. Kochen ist allgemein ein spannendes Unterfangen auf Reisen. Da man ja so günstig wie möglich reisen möchte, kocht man selbst, statt Essen zu gehen. Die Möglichkeiten auf einem Campingkocher sind allerdings eingeschränkt. Man hat oft nur eine Flamme und einen Topf zur Verfügung, wer hat schon an ein Schneidebrett gedacht und alles dauert irgendwie länger. Gut, dass man One-Pot-Pasta so oft variieren kann, dass es nie langweilig wird.

Das Vanlife, das Backpacken, das Reisen on the road ist eben nicht so einfach, wie es in den sozialen Medien dargestellt wird. Es wird romantisiert und in ein ästhetisches Licht gerückt. Wer damit keine Erfahrungen hat, für den sieht es schlicht wunderbar nach Freiheit und Traumurlaub aus. Oft hört man Kommentare wie „Ach, hast du ein Leben“, „Ich bin ja so neidisch“. Aber viele der Leute, die das sagen, wären gar nicht mehr neidisch, wenn sie wüssten, wie der Alltag tatsächlich aussieht.

Nicht falsch verstehen, das Reisen im Van oder mit dem Zelt ist traumhaft. Es bietet unendlich viel Freiheit und ermöglicht es durch Preisgünstigkeit, eine Region lange und intensiv kennenzulernen. Man verbringt viel Zeit in der Natur, kann abschalten, Fernseher, Laptops und soziale Medien kann man weit hinter sich lassen. Und es gibt noch so viele weitere Details, die diese Form des Reisens zu einer der schönsten machen. Doch es ist nicht für jeden etwas. Es ist eben auch unbequem, dreckig und manchmal nervenaufreibend. Für die einen ist es das absolut wert, für andere aber nicht. Und die sollten wissen, dass sie nicht neidisch zu sein brauchen.

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Bildquellen: Titelbild von Balkan Campers on Unsplash, Foto Hängematte von Clarisse Meyer on Unsplash; CC0-Lizenz