Vegane Hundeernährung

Fütterer is(s)t anders: Vegane Ernährung bei Hunden – Gute Idee oder No-Go?

Elina Fütterer ist Ökotrophologin, Yoga-Lehrerin und Surfer Girl. In ihrer Kolumne schreibt sie über die wichtigste Hauptsache der Welt: Essen. Genuss ist ein Muss – ohne dabei Gesundheit, Nachhaltigkeit und Ethik außer Acht zu lassen. Elina nimmt euch mit auf ihre kulinarische Reise.

Hast du schonmal jemandem erzählt, dass du dich vegan ernährst? Dann kennst du bestimmt Reaktionen wie :”Oh Gott, das könnte ich ja nicht”, “Vegan? Da denke ich ja an Mangelernährung” oder mein Favorit: “Echt? Was kannst du denn dann noch essen?”. Kommentare wie diese sind nervig, aber mit sachlichen Argumenten kann man seinem Gegenüber mittlerweile eigentlich ganz gut vermitteln, dass dieses Vegane recht ungefährlich und – im Gegenteil – sogar sehr gesund sein kann.

Veganes Futter im Hundenapf

Immer mehr Menschen freunden sich damit an, anstelle von Steak auch mal Tofu zu essen, um sich, den Tieren und der Umwelt einen Gefallen zu tun. Wenn es allerdings um die vierbeinigen Lieblinge geht, ist bei vielen eine Grenze erreicht. Das Thema, ob man seine Haustiere (insbesondere Hunde) vegan ernähren sollte, kann – oder sogar darf, sorgt für viele hitzige Diskussionen und Shitstorms auf Social Media.

Gründe dafür, seinen Hund pflanzlich ernähren zu wollen, gibt es reichlich: So wirkt sich der Verzicht von Fleisch zum Beispiel positiv auf unsere Umwelt aus und schont Ressourcen. Wenn man bedenkt, wie viel Futter ein Hund im Jahr frisst, summiert sich das schnell auf. Ein anderer Grund ist, dass manche Hunde auf tierisches Eiweiß allergisch sind – und darum auf fleischhaltiges Futter mit Hautjucken oder Magen-Darmprobleme reagieren. Und genau wie bei der Produktion von Steak, Würstchen oder Hackfleisch müssen auch für die Herstellung von Hundefutter Tiere leiden und sterben.

Der Hund stammt doch vom Wolf ab

Das häufigste Argument lautet, dass es nicht artgerecht sei, Hunde pflanzlich zu ernähren. Dabei muss man den Begriff “artgerecht” etwas genauer betrachten. Hunde stammen vom Wolf ab, die zu den Karnivoren, also Fleischessern, zählen. Das bedeutet, dass das Gebiss sowie der Verdauungstrakt des Wolfes sowie des Hundes für den Verzehr von Fleisch ausgelegt sind. Das heißt im Umkehrschluss allerdings nicht, dass sie auf den Verzehr von Fleisch angewiesen sind und ohne nicht gesund leben können.

Allerdings sind Hunde mittlerweile so sehr domestiziert, dass sie bei uns in der Wohnung leben, gefüttert werden und im Winter womöglich warme Wollpullover tragen, damit sie nicht frieren. Bei aller Liebe: Das hat mit ihren wilden Vorfahren nicht mehr viel gemein. Hunde haben nicht dieselben ernährungsphysiologischen Bedürfnisse wie ein Wolf. Sie sind omnivor – und können pflanzliche sowie tierische Nährstoffe verdauen. Das kommt im Übrigen auch durch die Domestizierung: Da Haushunde früher die pflanzlichen Essensreste zu fressen bekommen haben, hat sich auch ihr Verdauungstrakt daran angepasst. Dank des Enzyms Amylase kann nun Stärke deutlich besser verdaut werden. Der Hund ist zum Allesfresser geworden.

Ohne Fleisch können Hunde nicht überleben

Hunde brauchen kein Fleisch, um gesund zu leben, sondern spezielle Nährstoffe. Ähnlich wie auch unserer Ernährung können nahezu alle Nährstoffe, die in tierischen Lebensmittel enthalten sind, durch pflanzliche Alternativen ersetzt werden: Zum Beispiel durch Linsen, Erbsen, Lupine oder Kichererbsen.

Das Start Up Vegdog verwendet für sein bedarfsdeckendes Hundefutter zum Beispiel eine Kombi aus Erbsen, Lupine und Linsen. Das klingt nicht nur richtig lecker, sondern stellt auch die Proteinversorgung der Vierbeiner sicher. Neben einem optimalen Aminosäureprofil verfügt das Futter dank Gemüse wie Spinat und Kartoffeln über viele weitere wichtige Nährstoffe, die an die Bedürfnisse von Hunden angepasst sind. Zugesetzte Algen stellen die Versorgung mit essenziellen Omega-3- und -6-Fettsäuren sicher und ein eigens entwickeltes Mineralpulver liefert weitere essenzielle Nährstoffe wie B12, Taurin und Carnitin.

Allerdings haben Hunde natürlich einen anderen Nährstoffbedarf als wir Menschen. Nicht alle pflanzlichen Lebensmittel, die besonders gut für die menschliche Ernährung geeignet sind, sind auch für den Hund die beste Wahl. Toxisch wirken können zum Beispiel Zwiebeln, Avocado, Schokolade, Nüsse, Trauben oder Knoblauch.

Grünes Licht vom Tierschutzbund

Die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. sowie der Deutsche Tierschutzbund veröffentlichten die Position, dass eine vegane Ernährung bei ausgewachsenen Hunden ohne Schäden möglich ist. Bei der Ernährung von Welpen verhält es sich ähnlich wie zur veganen Ernährung beim Menschen: Es ist absolut möglich, auch in den kritischen Lebensphasen auf eine vegane Ernährung zu setzen. Allerdings sollte man genau wissen, was es dabei zu beachten gibt und was man tut.

Eine gut durchgeplante vegane Ernährung ist auch für Hunde umsetzbar. Wie bei uns Menschen muss allerdings darauf geachtet werden, dass die Ernährung bedarfsdeckend ist und alle Nährstoffe über das Futter aufgenommen werden können.

Ich finde: Solange es dem Hund schmeckt, er alle wichtigen Nährstoffe erhält und dabei noch andere Tierleben gerettet werden können, ist die vegane Hundeernährung doch eine gute Sache. Tierliebe hört eben nicht beim Hund auf.

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Bildquelle: Photo by James Lacy on Unsplash; CC0-Lizenz