Einstellungssache: Wie mein erstes Fitnessziel klaglos scheiterte
Dieser Text stammt von @hanjokoch, Autor von „Working on a new me“.
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#seidieveränderung #blicknachvorn #disziplin #mindset
Die Prognose des Kalorienrechners: 7 Monate (210 Tage) bis zum neuen/alten Wunschgewicht.
Das war damals im Dezember gewesen, und bedeutete ja dann, dass ich im Juli meinen „Sommer-Body“ erreicht hätte. ? Genau richtig für den anstehenden Strandurlaub. ? Easy-peasy, das durchzuziehen. ?
Ich hatte mich bis zu dem Zeitpunkt eine ganze Zeit lang richtig gehen lassen, sodass ich mich in meinen Klamotten irgendwie immer unwohler fühlte:
- Hosen saßen sehr eng am Hosenbund,
- die Hemden spannten ganz schön, zwischen den Knöpfen begannen erste Öffnungen,
- ich fühlte mich „spack“ und eher wie ne Presswurst.
Mein erstes Ziel war, wieder auf ein altes normaleres Level zurück zu kehren, den Körper anzupassen anstatt die Klamotten (z.B. durch Kauf einer höheren Größe).
Gesagt, getan — ich fing an zu joggen, legte mir Winter-Laufkleidung zu, und begann mit dem Tracking meiner Mahlzeiten, damit ich anhand des eingestellten Kalorien-Defizits laut meiner Tracking-App dann auch im Juli fertig sein würde. ?Das Ziel war schaffbar! (Schließlich sagte das ja die App. ?)
Die Realität, die mich Ende Juli dann einholte: ich hatte gerade mal 20 % Gewichtsverlust geschafft!
Na toll — war wohl nix! Aber warum? Lag es daran, dass die App mein tägliches, äußerst diszipliniert eingehaltenes Kalorien-Defizit als Basis für die Berechnung nahm?
Nicht mit eingerechnet jedoch, dass das Leben nunmal nicht nur aus eiserner Disziplin besteht?
Dass jede Woche im Schnitt auch mal „nur“ das Erreichen der „Erhalt-Kalorien“ bedeuten kann — schon schwer genug. Und dass in 7 Monaten halt auch noch mehr Alltag seinen Einfluss auf das Ergebnis geben kann? Wahrscheinlich bin ich da nicht der Einzige. ?♂️
Kurz gesagt: so diszipliniert, wie geplant, war ich leider nicht gewesen.
Ich musste meinen Plan anpassen, realistischer sehen — wenn ich nicht jetzt schon komplett aufgeben wollte.
Was ich rückblickend also von Anfang an nicht gemacht hatte?
Ich hatte die Effekte von Krafttraining unterschätzt und mich lange an Cardio-Trainings entlang gehangelt. Warum? Weil ich zum Startpunkt meiner Reise noch gar nicht so viel wusste, was gegen Cardio und für Gewichte spricht.
Und einer meiner Glaubenssätze war „viel hilft viel“ — öfter und längere Strecken zu joggen würde die Pfunde dann schon entsprechend schmelzen lassen. ?
Doch nach vier bis fünf Monaten habe ich mich dann doch einmal über Trainingsmöglichkeiten in einem Fitness-Studio informiert — hat ganz schön gedauert, mag mancher denken ? — und wurde vom Vorteil des Krafttrainings zur Zielerreichung überzeugt. Mit den ersten Trainingsplänen im Gym kam direkt die nächste Erfahrung: nämlich dass ich neben Cardio noch eine zweite Baustelle hatte, deren Bedeutung ich erst während des ersten Halbjahres richtig lernte.
Ohne eine Umstellung meiner Ernährung würde ich immer noch nicht ans Ziel kommen. Also wollte ich auch hier entsprechende Vorschläge umsetzen und Stellschrauben bei meiner Ernährung drehen. Es machte für mich richtig Sinn, meinen Plan noch einmal mehr anzupassen, wenn ich weiterhin mein erstes Ziel erreichen wollte. Und zugegeben: die ersten kleinen Erfolge waren auch schnell sichtbar und ich fühlte mich auf einem guten Weg.
Der Weg war zwar eine andere Route, als die allererste — aber nach Rom führen ja schließlich auch viele Wege … ?
Meine Learnings nach diesem klaglosen Scheitern:
- Darf ich mich trotzdem gut fühlen, auch wenn ich ein Ziel nicht erreicht habe? Ja!
- Ich kann zwar den perfekten Plan und Zeitstrahl bis zur Ziel-Erreichung haben, während des Prozesses lerne ich aber erst dazu.
- Eine Anpassung der Methoden ist kein Zeugnis von Schwäche, durch Änderungen und Neu-Ausrichtungen bekomme ich Impulse, die mich schneller zum Ziel bringen können.
- Ich lasse mir von einem scheitern nicht komplett die Energie rauben, lege meinen Fokus stattdessen lieber darauf, welche anderen Ziele ich mit diesem Energie-Speicher erreichen könnte.
- Ich lasse mir von Leuten helfen, die sich mit etwas auskennen, Kurs-Korrektur ist so viel besser, als verfrüht komplett hinzuschmeißen.
- Darf ich bewusst Dinge ausprobieren, die eigentlich zum Scheitern führen könnten? Ja! Wer weiß, welche neuen Impulse dadurch ans Licht kommen? ?
Die Transfer- Learnings in meinen Job:
- Nicht immer nur alles planen und die Umsetzung dann aufschieben, sondern die Dinge/Projekte zügig anfangen und währenddessen dazu lernen.
- Richtungswechsel und Anpassungen sind erst möglich, wenn man in Bewegung gekommen ist.
- Angefangene Tätigkeiten sind dadurch automatisch viel weiter, als nur geplante.
- Weiter als gestern zu sein ist besser, als immer auf dem Level von gestern stehen zu bleiben.
- Impuls -> entscheiden -> handeln -> umsetzen.
Denn mein Job, meine Abteilung, das gesamte Unternehmen befindet sich im stetigen Wandel. Und ich muss einfach anerkennen, dass auch wir uns immer weiterentwickeln müssen.
Weitere Tipps und persönliche Erfahrungsberichte findest du in Hanjos Buch & Hörbuch „WORKING ON A NEW ME“
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Bildquelle: Oliver Sjöström on Pexels, CC0-Lizenz