Wann ist ein Mann ein Mann? Bild: Pexels

Eine Idee Liebe: Wie toxische Männlichkeit unser Datingverhalten beeinflusst

Aber was heißt das überhaupt? Wann ist ein Mann ein Mann?

Noch nie war das Männerbild so vielschichtig wie heute. Egal ob Super-Papa, Softboy, harter Rocker oder Tinderkönig – alles scheint erlaubt. Und doch feiert der Großteil unserer Kultur den Bad Boy. Den toughen Kerl aus Bourne Identity oder den Haudegen aus 72 Stunden. Gelobt werden die Extrovertierten. Diejenigen, die immer was zu sagen haben und dauer-kompetent wirken. Männer, die in der Lage sind, ihre Emotionen bis auf das letzte bisschen zu verdrängen und höchstens weinen, wenn die eigene Fußballmannschaft verliert. Natürlich kommt kein Mann so auf die Welt, er wird dazu erzogen. Sei es durch den eigenen Vater, Freunde oder das allgemeine soziale Umfeld. „Sei nicht so eine Memme!“ oder „Ein echter Mann hat doch keine Angst!“ sind da noch die harmloseren Aussagen, mit denen sich kleine Jungs herumschlagen müssen.

Doch was macht das mit unseren Beziehungen?

Egal auf welcher Ebene die Beziehung besteht, Männer werden für toxisches Verhalten in der Regel belohnt. Erzählt ein Kerl, dass er zuhause den Haushalt schmeißt, wird er von seinen Freunden schief angeguckt und schreibt er in sein Dating-Profil, dass er auf Rom-Coms steht, wird ihm schon mal ein guter Prozentsatz an Dates entgehen. Andersherum gibt es Schulterklopfer für große Muskeln und viele Kerben im Bettpfosten.

Daraus ergibt sich eine deutliche Polarität. Ein „echter Mann“ hat nichts Weiches an sich. Das kann zwar für die ersten Dates spannend und kribbelig wirken, aber taugen solche Männer zum Verlieben? Rollen wir so eine klassische Beziehung doch mal auf.

Für Sex sind toxische Männer vielleicht noch ganz reizvoll. Dominant, fordernd, aufregend. Doch Hand aufs Herz, wie viel Spaß macht Sex mit einem Egoisten, selbst wenn er noch so muskelbepackt ist? Und spätestens, wenn frau sich dann auf eine Beziehung mit einem toxischen Mann einlässt, wird sie schnell bemerken, dass von Gleichberechtigung hier keine Rede sein kann.

Denn wie ausgeglichen kann eine Beziehung mit jemandem sein, der davon ausgeht, dass er der Mittelpunkt des Universums ist?

Stellt euch hierzu vielleicht mal folgende Fragen:

  • Möchte ich 100% der Care-Arbeit übernehmen? Mich also um Kinder, Familie, Freunde und Haushalt kümmern, während mein Mann Karriere macht und sich mit seinen Kumpels trifft?
  • Wärt ihr bereit, eure Bedürfnisse hinter seine zu stellen? Oder fändet ihr es schön, wenn sich auch mal um euch gekümmert werden würde?
  • Wollt ihr in euren Kompetenzen wertgeschätzt werden und wie viel Mansplaining erträgt eine Beziehung?
  • Wie gerne lasst ihr euch erzählen, was ihr anziehen dürft und was nicht? Seid ihr lieber das Aushängeschild eures Partners oder eine eigenständige Person?

Mir ist bewusst, wie provokativ diese Fragen sind, doch das macht sie nicht weniger relevant. Denn bei der Überlegung, ob man eine Beziehung mit einem Menschen eingeht, der glaubt, er sei über jeden Zweifel erhaben, sollte man sich durchaus auch Gedanken über den eigenen Selbstwert machen.

Ja, toxische Männer werden nicht als solche geboren, doch das bedeutet nicht, dass es eure Aufgabe ist, sie umzuerziehen oder ihnen bewusst zu machen, wie unmöglich sie sich verhalten. Ein Gedanke, den man gut und gerne mal ins Datingleben mitnehmen darf. Man kann Menschen nicht ändern, wenn sie selbst keinen Grund dazu haben und es wird nochmals schwieriger, wenn ihr manipulatives Verhalten von der Gesellschaft belohnt wird.

Also, wenn ihr das nächste Mal die Dating-App öffnet, lohnt es sich vielleicht den Urinstinkt mal auszuschalten und nicht nach dem stärksten, sondern nach dem reflektiertesten Männchen zu gucken. Die sind nämlich auf Dauer besser für die Psyche und das Selbstbild.

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Bildquelle: cottonbro von Pexels; CC0-Lizenz