Erhobene Hände vor Bühne

Fantum: Was steckt dahinter?

Was haben OneDirection, Tokio Hotel und die ElevatorBoys gemeinsam? – Alle drei haben eine Horde an Fans. Man hat das typische Bild einer kreischenden Menge vor Augen, doch durch Social-Media-Plattformen hat sich auch das Fantum ins Internet verlagert. Man findet Fanpages, Bildcollagen und Liebeserklärungen mit massig Herz-Emojis.

Jeder von uns ist ein Fan. Sei es von einem Künstler, Influencer, Sportler oder Koch. Wir alle haben jemanden, für den wir uns besonders interessieren und dessen Aktivitäten wir verfolgen. Fan-Sein kann aber auch extreme Ausmaße annehmen wie man das zum Beispiel von Fußballultras kennt oder Anhänger von einem Musiker, die vor dessen Haustür kampieren oder bei Konzerten hinterherreisen. Auf Instagram oder TikTok äußert sich das durch die schon angesprochenen Videos, Bildmontagen und unzählige begeisterte Kommentare.

Ein Fan ist nach dem digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache ein ,begeisterter Anhänger´. Es kommt von dem Wort für Fanatiker. Ich habe mich gefragt, was steckt hinter diesem Phänomen, dass Menschen andere Menschen so fanatisch bewundern oder wie in manchen Bereichen der Fall ist, gar verehren. 

Was bedeutet Fan-Sein genau?

Fan wird man im Regelfall nicht von heute auf morgen, sondern es ist ein Prozess. Dieser entwickelt sich vor allem im Jugendalter, im Laufe der Identitätsbildung, wenn man sich von den Eltern als Vorbilder abkapselt und sich neuen Idolen zuwendet. 

Drei Faktoren sind wichtig, um überhaupt abzugrenzen ab wann Fan-Sein beginnt.

  • die soziale Beziehung zum Fan-Objekt 

Meist verkörpern die Fan-Objekte Rollen-Stereotypen: den heißen Typen, der alle Kriterien des perfekten Schwarms erfüllt. Der Fußballer oder das Model, die gut aussehen und sportlich sind – perfekte Vorbilder. Oftmals sind genau die Leute unsere Fanobjekte, die etwas verkörpern, was wir nicht haben. Etwas, was wir gerne haben wollen oder wie wir gerne wären. Wie Michael Jordan, der ein Sinnbild ist, für die perfekte Erfolgsstory. Er verkörpert das Motto, dass jeder es schaffen kann!!! Die Rollenstereotypen, die ein Star verkörpert, werden auch als bestimmtes ,Image´ bezeichnet. Der Begriff des ,Images´ umfasst genau das: Ein idealisiertes Bild, welches die Öffentlichkeit, von einer Person, Gruppe oder Sache hat

  • Der zweite Faktor: ein überdurchschnittliches Maß an Leidenschaft

Ganz nach dem Sprichwort „Gleiches und Gleiches gesellt sich gern“ finden sich auch die Menschen zusammen, die das gleiche Fan-Objekt haben. Das Fan-Sein schafft neue Möglichkeiten für Bekanntschaften, vielleicht sogar Freunde. Dadurch wird die Fan-Beziehung nochmal emotionaler aufgeladen. Das Gefühl der Zugehörigkeit spielt hier eine zentrale Rolle. Als Fußballfan fühlt man sich als Teil des Teams, obwohl man selbst nicht mit auf dem Rasen steht. Zusätzlich kommen dann noch die Glücksgefühle, wenn das Idol die Beiträge liked, Nachrichten beantwortet und generell positiv auf die Fans reagiert. Und so wie alles, das mit Emotionen verbunden ist, wird das Fantum dadurch noch intensiver. Das was uns glücklich macht, machen wir weiter und öfter – so entsteht der Prozess des immer intensiveren Fan-Seins. 

  • Der dritte Faktor: Große Investition.

Wenn das Fan-Sein uns glücklich macht, sind wir auch bereit mehr dafür zu investieren. Sowohl Zeit als auch Geld. Man besucht Konzerte, kauft sich Merch oder andere Fanartikel, reist vielleicht sogar dem Star hinterher. Die Ausgaben für das Fan-Objekt summieren sich über die Zeit. Aber nicht nur die finanzielle Investition, sondern auch die zeitliche. Man verwendet Zeit darauf sich über das Idol zu informieren, zu sprechen oder nachzudenken. Plakate, kleine Geschenke, Bildmontagen oder Videozusammenschnitte sind auch alles Investitionen des Fans. 

Ab wann ist Fan-Sein obsessiv?

Manche Stars findet man einfach nur ziemlich cool und manche sind 24/7 in den Gedanken. Es gibt also unterschiedliche Stufen des Fantums:

  • den schwärmerischen Fan: Diese Art von Fans verhalten sich schwärmerisch in Bezug auf das Fan-Objekt. Psychologisch kann ein schwärmerischer Fan noch klar zwischen Fantasien über das Fan-Objekt und der Realität unterscheiden.
  • den fanatischen Fan: Diese Art von Fantum entsteht häufig im Zusammenhang mit Fan-Gruppen. Dadurch, dass man Teil einer Gruppe ist, setzt man sich noch intensiver mit dem Fan-Objekt auseinander – man steigert sich also gegenseitig weiter hinein. Aus Schwärmerei wird hier Fanatismus. Das Verhalten wird irrational und die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmt. Typisches Beispiel sind hier Fußball-Ultras oder weibliche Fans von Boygroups.
  • den Besessenen Fan: Diese Form des Fan-Seins geht häufig weit über den Grad der reinen Leidenschaft hinaus und kommt einer psychischen Störung gleich. Dazu zählt beispielsweise Stalking. Diese Art von Fans grenzt sich meist völlig von der Gesellschaft ab und widmet sich nur ihrem Fan-Objekt. So eine extreme Form von Fan-Sein gehört aber zu den Ausnahmen.

Durch Instagram oder TikTok ist man heute näher an seinen Idolen dran. Zudem gibt es auch ganz viele, die erst über diese Plattformen zu solchen Idolen werden. Man erhält private Einblicke in das Leben und damit die Gedanken sowie Persönlichkeit der Personen – das bietet die Chance eines engeren Austausches zwischen Fan und Fan-Objekt. Es war nie leichter sich als Fan zu investieren und als Fan-objekt die Aufmerksamkeit zu bekommen. Das birgt die Gefahr, dass häufig die Grenzen zwischen Medien und Realität verschwimmen. Dadurch das man den Star so nah erfahren kann, vermittelt das natürlich das Gefühl, dass man die Person TATSÄCHLICH kennt. Außerdem kommt viel schneller an private Informationen der Person dran. So gibt es viele Horrorgeschichten von Influencern, wo Fans anhand von Stories oder Bildern die Adresse des Stars herausgefunden haben.

Fan-Sein als Fankultur

Aus den Fan-Gruppen wird in manchen Fällen eine richtige Fan-Kultur. Hier ist auch wieder das beste Beispiel von den Fußball Ultras: Man schaut zusammen die Spiele, man hat gemeinsame Lieder und Traditionen, einzelne Fußballer oder Trainer werden als Helden verehrt. 

Auch in der Popkultur erlebt man, dass sich die Fans deutlich abgrenzen wollen. Die passiert durch die Zusammenschlüsse in Fan-Clubs, den Austausch von Informationen, die anderen vorenthalten sind oder bestimmte Traditionen. Das interessante hierbei ist, dass sowohl Fans als auch Nicht-Fans sich auf diese Grenzen einigen. Das passiert nicht durch große Absprache, sondern durch den gegenseitigen Wunsch sich von der anderen Gruppe abzugrenzen und das entsprechende Handeln.

Quellen: planet-wissen.de, marketingcorner.de, duden.de, dwds.de

Mehr Themen

Folge ZEITjUNG auf FacebookTwitter und Instagram!

Bildquelle:  Anthony DELANOIX, CO0 Lizenz